Wolpertshausen 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.wolpertshausen.de
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Einwohner: 2071
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 76.0
Max. Höhe ü. NN (m): 463.22
Min. Höhe ü. NN (m): 255.8
PLZ: 74532, 74549

Das 27,42 qkm Gemeindegebiet von Wolpertshausen in der Mitte des Landkreises Schwäbisch Hall liegt im Übergangsbereich zweier Naturräume. Der Norden und Südwesten gehört den vom Muschelkalk geprägten Kocher-Jagst-Ebenen, der Südosten der Hohenloher-Haller Ebene mit ihrer charakteristischen Lößüberdeckung auf Lettenkeuperuntergrund an. Sein Höhenmaximum erreicht das Gelände im Nordosten mit rd. 460 m NN beim Hörlebacher Landturm, der tiefste Punkt befindet sich mit etwa 256 m NN am Austritt der Bühler aus dem Gemeindegebiet im Westen. Im Südosten seines Gebiets hat Wolpertshausen Anteil an dem 1985 auf einer Gesamtfläche von 306 ha ausgewiesenen Naturschutzgebiet Unteres Bühlertal. 1516 und 1533 kam die Reichsstadt Schwäbisch Hall durch Gütererwerb bis auf einen Hof der Freiherren von Holtz, den diese von Brandenburg-Ansbach zu Lehen hatten, in den Besitz aller Güter am Ort. Bis zum Übergang an Württemberg 1802/03 gehörte Wolpertshausen zum Haller Amt Bühler, danach zunächst zum Oberamt Vellberg, seit 1808 zum Oberamt, seit 1934 zum Landkreis (Schwäbisch) Hall. Bei der kommunalen Gebietsreform zu Beginn der 1970er Jahre entschied sich Wolpertshausen für seine Selbständigkeit und gegen die vorgesehene Eingliederung in die Stadt Ilshofen. Nordwestlich von Hörlebach steht der einzige erhaltene der vier Landtürme der Haller Landhege aus dem Jahre 1587, Relikt der alten Grenzbefestigungen aus bewaldeten Wällen und tiefen Gräben um das Territorium der Reichsstadt Schwäbisch Hall.

Inmitten des Landkreises Schwäbisch Hall gelegen, ist Wolpertshausen eine der wenigen Gemeinden, die durch die Gemeindereform nicht verändert wurde. Das Gemeindegebiet reicht vom Bühlertal im Südwesten bis zu den Quellbächen des Grimmbachs und zum Hörlebacher Landturm im Norden der Gemeinde. Wolpertshausen, das zum ländlichen Raum zählt, besitzt von allem etwas: Landwirtschaft – hier wurde das »Schwäbisch-Hällische Landschwein« wieder entdeckt –, Gewerbebetriebe, eine zukunftsweisende Biogasanlage, eine Mustersiedlung mit Niedrigenergiehäusern und landschaftlich großartige Täler mit intakter Natur. Auf dem Gemeindegebiet kann man zwei Landschaftstypen unterscheiden: die Hochflächen der Hohenloher und Haller Ebene beziehungsweise der nördlich anschließenden Kocher-Jagst-Ebene und die am Rand eingetieften Täler. Die Hochflächen, die ihre höchsten Punkte auf dem Gemeindegebiet mit 460 Meter über Normalnull in der Umgebung des Hörlebacher Landturms erreichen, sind Unterkeuper-Hochflächen, die vielerorts eine Lössauflage aufweisen und ackerbaulich stark genutzt werden. Flache Muldentälchen, Gehölzsäume, Obstbaumalleen und kleine Waldflächen schaffen etwas Abwechslung. Am Rand des Gemeindegebiets haben sich Täler tief in den Muschelkalk eingeschnitten: im Südwesten das Bühlertal, im Südosten das Schmerachtal, ein enges Seitental der Bühler, und im Nordwesten der Haßfelder Grimmbach. Das größte unter den Tälern ist das Bühlertal. Aus einem engen Tal im Oberen Muschelkalk kommend, tritt die Bühler bei Oberscheffach in den Mittleren Muschelkalk ein. Das Tal wird breiter und bietet nun auch Siedlungen, Verkehrswegen und einer bescheidenen landwirtschaftlichen Nutzung Platz. Bei Hopfach schneidet die Bühler den Unteren Muschelkalk an; weiter flussabwärts werden auch die Hänge zunehmend bewirtschaftet. Bei Cröffelbach ist an den Talflanken die typische Dreigliederung der Muschelkalkhänge zu erkennen: der markante Steilanstieg im Unteren Muschelkalk, die Hangverflachung im Mittleren Muschelkalk und darüber ein zweiter steiler Hanganstieg in den Schichten des Oberen Muschelkalks. Westlich von Cröffelbach befindet sich an der Bühler bei 255 Meter über Normalnull der tiefste Punkt der Gemeinde. Die Kalksteine des Oberen Muschelkalks sind stark verkarstet. Zu den auffälligsten Karstformen zählen Erdfälle (Dolinen), die sehr zahlreich am Rand der Hochflächen, meist an der Grenze Unterkeuper/Muschelkalk, zu finden sind. Die meisten fallen schon von weitem durch ihren Gehölzbestand auf, so im Süden von Rudelsdorf, nordwestlich von Reinsberg sowie westlich und nördlich von Haßfelden. Weitere Dolinen liegen im Wald nahe der Talkante der Schmerachklinge versteckt. Ein Zeichen der Verkarstung sind auch kleine Bäche, die nach kurzem Lauf in einer Doline enden, zum Beispiel bei Rudelsdorf und Reinsberg. Auch die Schmerach versickert in der oberen Schmerachklinge mehrfach, um unterhalb wieder hervorzutreten. Auf die verhältnismäßig junge Taleintiefung weisen die Muschelkalk-Rutschschollen am Hang des Bühlertals hin, beispielsweise bei den Burgstellen Hopfach und Bielriet bei Cröffelbach. Früher befanden sich auf dem Gemeindegebiet mehrere Muschelkalksteinbrüche, die heute alle aufgelassen sind. Die Gemeinde Wolpertshausen hat Anteil an Natur- und Landschaftsschutzgebieten, die in den Tälern von Bühler, Schmerach und Grimmbach ausgewiesen wurden. Das gesamte Bühlertal auf dem Gemeindegebiet Wolpertshausen gehört zum Naturschutzgebiet »Unteres Bühlertal«, das sich von Eschenau (Stadt Vellberg) bis zur Mündung in den Kocher erstreckt. Der schlingenreiche, engere Talraum wurde wegen seiner herrlichen Landschaft und überdurchschnittlichen ökologischen Ausstattung und Artenvielfalt als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die umgebenden Hänge und Seitentäler sind Landschaftsschutzgebiet. Hier steht die Sicherung des Naturhaushalts und der Erholungslandschaft im Vordergrund. Der naturnahe Fluss, die Wiesenaue und an den Talhängen Laubmischwälder und Halbtrockenrasen zeichnen das untere Bühlertal aus. Zu den artenreichsten Biotopen gehören die Trockenhänge mit Steinriegeln – hangabwärts ziehende Wälle von aus den Böden ausgelesenen Steinen –, Salbei-Glatthaferwiesen und Feldgehölze nordwestlich von Cröffelbach. Die Steinriegel gehen auf den Weinbau zurück, der in früheren Jahrhunderten im Hohenlohischen weit in die Täler vordrang. Um nicht zu verbuschen, werden diese Flächen bewirtschaftet und gepflegt. Neben naturkundlichen Besonderheiten und schöner Landschaft befinden sich in der Gemeinde zahlreiche kulturhistorische Sehenswürdigkeiten: die alten Kirchen in Cröffelbach und Unterscheffach, zahlreiche Burgstellen, ein alter Handelsweg, der bei Cröffelbach das Bühlertal quert, und der Hörlebacher Landturm. Der wuchtige Landturm steht beherrschend auf weitem Feld an der Straße Ilshofen–Obersteinach. Er ist das augenfälligste Zeugnis der Haller Landhege, der mittelalterlichen Grenzbefestigung der freien Reichsstadt Hall. Die Straßendurchlässe an den Grenzen des reichsstädtischen Gebiets waren durch Tortürme gesichert. Allerdings befand sich die Durchfahrt beim Hörlebacher Landturm nicht wie bei anderen Landtürmen im Turm selbst, sondern daneben. Von den vier Landtürmen an der Haller Landhege ist der Hörlebacher der einzige erhaltene. Die Gemeinde Wolpertshausen ist nach wie vor stark landwirtschaftlich geprägt. Mehr als zwei Drittel der Bodenfläche dient der Landwirtschaft, vor allem als Ackerland. Schweinezucht, Schweinemast und Rinderhaltung sind weit verbreitet. Der Hauptort Wolpertshausen ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen. Gewerbe- und Wohnbaugebiete haben sich ausgebreitet. Dazu hat auch die Lage an der A 6 Heilbronn–Nürnberg mit der nahen Anschlussstelle Ilshofen/Wolpertshausen beigetragen. Durch den Ort führt die L 2218 Schwäbisch Hall–Nürnberg (früher B 14, nach dem Bau der A 6 zur Landesstraße heruntergestuft). In Wolpertshausen werden in einer modernen Biogasanlage Gülle, Speise- und Fettreste verwertet. Methan bildende Bakterien erzeugen aus den Abfällen in einem Gärbehälter Biogas, das zur Stromerzeugung eingesetzt wird. Die dabei entstehende Wärme wird zur Beheizung von Gebäuden in der ökologischen Wohnsiedlung und im Gewerbegebiet genutzt. Die vergorene Gülle ist geruchsarm und wird als Dünger auf die Felder ausgebracht. Nutzung regenerativer Energien findet auch bei Reinsberg statt: Dort erzeugen zwei Windräder Strom.

Mit der Mediatisierung der Reichsstadt Schwäbisch Hall 1803 wurden die heute zur Gemeinde Wolpertshausen gehörigen Teilorte zu selbstständigen Verwaltungseinheiten. Wegen ihrer zum Teil geringen Größe schloss man sie zur Stabsschultheißerei Wolpertshausen zusammen, obwohl der neue Hauptort nicht der einwohnerstärkste Ort gewesen war. Die Weiler Hörlebach und Rudelsdorf waren zunächst noch der Stadt Ilshofen zugeordnet, kamen aber 1819 zu Wolpertshausen. Der erste Stabsschultheiß wurde im Jahre 1811 gewählt. Der erste hauptamtliche Schultheiß war der 1887 gewählte Carl Stiefel. Er hatte seine Amtsräume in einem Bauernhaus. 1920 wurden diese Räume wegen Eigenbedarfs gekündigt, die Gemeinde erbaute daraufhin 1922/23 das Rathaus mit Dienstwohnung. Die Revolution 1848/49 machte auch vor Wolpertshausen nicht Halt. Am 15. und 29. Mai 1849 beschlossen die Gemeinde-Kollegien einstimmig, eine Bürgerwehr aufzustellen und sie auf Kosten der Gemeinde zu bewaffnen, jedoch wurde die Anschaffung der Waffen Anfang Juli 1849 zurückgestellt, weil der Staat sich daran finanziell nicht beteiligen wollte. Der damalige Schultheiß Bernhard Setzer (Amtszeit 1837–84) hat sich nachhaltig für die Bürgerwehr eingesetzt. Die Wahlen im Kaiserreich zeigen eine politische Orientierung der Bevölkerung zugunsten des Bunds der Bauern und Konservativen, für den der Wolpertshauser Schultheiß Stiefel das Mandat im Württembergischen Landtag von 1913–16 erwarb. Dem Bauern- und Weingärtnerbund gab noch bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 eine Mehrheit die Stimme, während die NSDAP zweitstärkste politische Kraft in der Gemeinde wurde. Die Wahl am 5. März 1933 entschied die NSDAP dann mit 66,4 Prozent für sich. Das erste Gleichschaltungsgesetz vom 25. April 1933 legte die Zahl der Gemeinderäte auf acht fest, davon gehörten sieben der NSDAP und ein Mitglied dem Bauern- und Weingärtnerbund an. Am 17. September 1934 berichtete der Bürgermeister der Kreisleitung, dass der Reinsberger Pfarrer trotz Verbots regimekritische Briefe evangelischer Prälaten von der Kanzel herab verlesen habe. Dem Pfarrer von Reinsberg wurde 1937 schließlich untersagt, in der Schule Religionsunterricht zu geben, weil er sich geweigert hatte, das »Treuegelöbnis auf den Führer und Reichskanzler« abzulegen. Auf massiven Druck hin leistete er dann diesen Eid, das Verbot, Schulräume für kirchliche Zwecke zu benutzen, wurde aufgehoben. 1942 wurde der Ortsgruppenleiter von der NSDAP-Kreisleitung scharf gerügt, weil er einen tödlich verunglückten Kriegsgefangenen mit einem Kranz ehrte. Er nahm die Rüge nicht hin und trat zurück. Die Kriegshandlungen forderten im April 1945 auch in der Gemeinde Tote und hohe Gebäudeschäden. Nachdem am 6. April amerikanische Truppen bis hierher vorgerückt waren, zogen sie sich am 9. April wegen Nachschubmangels zurück. Am 17. April rückten die Amerikaner erneut vor und trafen nun auf erbitterten Widerstand. Reinsberg wurde von SS-Einheiten verteidigt, weshalb am 19. April der Ort in Brand geschossen wurde. Hier wurden rund 80 Prozent aller Gebäude zerstört. Am selben Tag (19. 4.) wurden auch Hopfach und Unterscheffach unter Artilleriebeschuss genommen. Bei diesen Kämpfen sind 23 deutsche Soldaten, fünf Einwohner, ein russischer Kriegsgefangener und zwei russische Zwangsarbeiter gefallen. Im Zuge der Entnazifizierung wurde Ende April 1945 Bürgermeister Fritz Weller, der im Oktober 1933 ernannt worden war, entlassen. Zum Bürgermeister bestellten die Amerikaner den seit 1919 amtierenden schwerbeschädigten Gemeindepfleger Ernst Schüler. Am 28. Januar 1946 fand die erste Gemeinderatswahl statt. Es gab dabei keine Listen politischer Parteien. Gewählt wurden zwölf Gemeinderäte, davon entfielen auf Wolpertshausen drei, auf Reinsberg zwei und je ein Mitglied auf die anderen Teilorte. Bei den Bundestagswahlen konnte die CDU von 1961–83 stetig ihr Ergebnis von 46 auf 70,2 Prozent (Erststimmen) steigern, ab 1987 verlor sie Stimmen an die FDP/DVP, die SPD und die GRÜNEN. Bei der Bundestagswahl 2002 entfiel die Hälfte der Erststimmen auf die CDU, 24,8 Prozent auf die SPD, 10,9 Prozent auf die GRÜNEN und 10,7 Prozent auf die FDP/DVP. Bei der Landtagswahl 2001 erzielten die CDU (31,1 Prozent) und die FDP/DVP (31,42 Prozent) nahezu gleiche Ergebnisse. Die Gemeindereform der 1970er Jahre sah vor, die Gemeinde in die Stadt Ilshofen einzugliedern. Die Bevölkerung lehnte das Vorhaben am 5. Dezember 1971 mit 73 Prozent ab. Obwohl drei Gemeinderäte anfangs die Eingliederung befürwortet hatten, entschied sich der Gemeinderat dann doch einstimmig dagegen. Eine erneute Abstimmung am 30. April 1973 ergab 76 Prozent Ablehnung. Der von der Gemeinde gestellte Antrag auf Selbstständigkeit wurde von der Landesregierung am 13. Juni 1973 verworfen. Vorsprachen bei Innenminister Schiess und die Fürsprache verschiedener Landtagsabgeordneter bewirkten letztlich, dass die Gemeinde selbstständig bleiben konnte.

Wappen von Wolpertshausen

Unter silbernem (weißem) Schildhaupt, darin drei fünfblättrige rote Rosen, in Rot zwei abgekehrte silberne (weiße) Streithämmer.

Beschreibung Wappen

Die beiden Streithämmer sind dem Wappen der Herren von Reinsberg entnommen, deren Stammburg auf der Markung von Wolpertshausen gestanden hat. Die drei auf silbernem Grund erscheinenden roten Rosen sind dagegen vom Wappen der Herren von Bilriet abgeleitet, zu deren gleichnamiger Burg Wolpertshausen einst gehört hatte. Das Wappen wurde von der Landesregierung am 10. Oktober 1955, die Flagge am 14. Januar 1980 vom Landratsamt Schwäbisch Hall verliehen.

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