Gündert, Erwin
Geburtsdatum/-ort: | 24.11.1878; Bad Dürrheim |
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Sterbedatum/-ort: | 29.05.1945; Mosbach |
Beruf/Funktion: |
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Kurzbiografie: | 1898-1900 Jurastudium in Freiburg 1898-1899 Militärdienst in Freiburg 1900-1902 Jurastudium in Berlin 1902-1905 Rechtspraktikant im badischen Justiz- und Verwaltungsdienst 1905-1909 Referendar und Regierungsassessor bei verschiedenen badischen Verwaltungsstellen 1909-1911 Hilfsarbeiter im Reichsversicherungsamt und im Reichsamt des Innern in Berlin 1911 selbständiger Dezernent und Vorsitzender beim Oberversicherungsamt in Freiburg 1912 Magistratssyndikus in Stettin, Beigeordneter in Mainz 1914-1915 Kriegsdienst, Hauptmann der Reserve beim 5. badischen Infanterie-Regiment 113 1916 Bürgermeister in Mainz 1918 1. Bürgermeister in Mainz 1919-1933 Oberbürgermeister in Pforzheim 1925-1929 Mitglied des badischen Landtags für die DVP 1927-1933 Verwaltungsratsvorsitzender der Pforzheimer Sparkasse 1933-1945 Direktor des Badischen Sparkassen- und Giroverbandes 1933-1935 Aufsichtsratsmitglied der Badischen Bank |
Weitere Angaben zur Person: | Religion: ev. Verheiratet: 1908 Luise, geb. Bitzel, Tochter eines Bezirksamtsvorstehers Eltern: Vater: Franz Karl Gündert, Salinenkassier Kinder: 1 Sohn 1 Tochter |
GND-ID: | GND/1012561674 |
Biografie
Biografie: | Marlis Lippik (Autor) Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 111-112 Nach verschiedenen Stationen in der öffentlichen Verwaltung wurde Gündert in Mainz 1912 zum juristischen Beigeordneten, 1916 zum Bürgermeister und 1918 zum Stellvertreter des Oberbürgermeisters gewählt. Ihm unterstanden u. a. das Polizei-, Bau- und Wohnungswesen sowie das Hafenamt. Besondere Verdienste erwarb er sich durch den Ausbau des Mainzer Strom- und Gasversorgungsnetzes und durch Einrichtung und Leitung der Ämter für Kriegsopfer und Brennstoffversorgung. Die in Mainz gewonnenen Erfahrungen kamen Gündert 1920 nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister von Pforzheim zugute, denn er mußte die Stadt durch die schweren Krisen der 20er Jahre führen. Gündert meisterte diese Anforderungen mit unermüdlicher Tatkraft und durch eine weitsichtige Finanzpolitik. Er war vor allem auf eine zweckmäßige und sparsame Verwaltung bedacht und schaffte es, trotz der neu hinzugekommenen Aufgaben, den Pforzheimer Haushalt zu konsolidieren. Vor allem die Versorgungseinrichtungen wie Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerk, Straßenbahn, Schlachthof und Krankenhaus wurden in dieser Zeit in Pforzheim ausgebaut, soweit es die Finanzdecke der Stadt zuließ. Um den innerstädtischen Bereich weitläufiger zu machen, ließ Gündert die Stadtmitte umgestalten und mit Parkanlagen auflockern. Über den gesetzlichen Rahmen hinaus gewährte Pforzheim unter Oberbürgermeister Gündert soziale Leistungen. So wurden ein Mütter- und Säuglingsheim errichtet, Schulkinder regelmäßig ärztlich untersucht und Ferienlager durchgeführt. Das Schulwesen wurde ausgebaut, wobei Gündert besonders daran lag, die Goldschmiedeschule als Nachwuchszentrum für Pforzheims wichtigsten Wirtschaftszweig zu fördern. Zu den vordringlichsten Aufgaben zählte Gündert auch den Wohnungsbau. Die stadteigenen Wohnungen konnte er in seiner Amtszeit verdreifachen, und daneben stand Pforzheim an der Spitze der badischen Städte bei der Förderung des genossenschaftlichen und privaten Wohnungsbaus. Neue Stadtrandsiedlungen, z. B. die Gartenstadt Arlinger, wurden erschlossen. Um sich gegen Widerstände, die hauptsächlich von links kamen, zu behaupten, war Gündert auch bereit, seine autoritativen Machtbefugnisse aufgrund von Notverordnungen einzusetzen. Seine zweite neunjährige Amtsperiode in Pforzheim brach er vorzeitig ab, als er im Januar 1933 zum Direktor des Badischen Sparkassen- und Giroverbandes und dessen öffentlicher Versicherungsanstalt sowie der Landesbausparkasse in Mannheim gewählt wurde. Gündert schied mit einiger Verbitterung aus Pforzheim, da man ihm wegen der umstrittenen Anrechnung einer Dienstwohnung sogar mit einem Prozeß drohte. In seiner neuen Funktion in Mannheim war der Verfasser von juristischen Artikeln, u. a. einem als Standardwerk geltenden Kommentar zur badischen Gemeindeverordnung, gleichzeitig Verwaltungsratsvorsitzender der Badischen Kommunalen Landesbank, Verwaltungsratsmitglied der Deutschen Girozentrale und Aufsichtsratsmitglied der Oberrheinischen Heimstätte in Karlsruhe. Aus seiner Tätigkeit beim Sparkassenverband, die er bis 1945 ausübte, ist nur bekannt, daß Gündert sich nach der Besetzung des Elsaß hauptsächlich um den Aufbau eines Netzes von öffentlichen Sparkassen in diesem Gebiet gekümmert hat. Wenige Tage nach Kriegsende starb Gündert in Mosbach. |
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Quellen: | GLAK 231/10956 fol. 169 f. (Personalbogen als Landtagsabgeordneter); StadtA Pforzheim, Personalakte Gündert, ZGS. |
Werke: | Bad. Gemeindeordnung vom 5. Okt. 1921 nebst ihren gesetzl. Ergänzungen u. unter Beifügung d. wichtigsten Vollzugsbestimmungen hierzu, erläutert von E. Gündert, 4. neubearb. Aufl. Mannheim 1927. |
Nachweis: | Bildnachweise: Vgl. Lit. und StadtA Pforzheim. |
Literatur + Links
Literatur: | Deutsche Sparkassenzeitung Nr. 96/97 v. 1./4.12.1943; R. Faesch, „E. Gündert“, in: Unsere Zeitgenossen. Die süddeutschen Bundesstaaten 1914-1918, Bd. 5, hg. v. Baracs-Deltour, München (1918) (mit Foto); Reichshandbuch d. Dt. Gesellschaft 1930 (mit Foto). |
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