Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Vöhringen (von Personenname, Fahro o.ä.) ist dem Namen nach eine alemannische Gründung. Ein entsprechender Reihengräberfund wurde in den 1930er Jahren im Gewann Hofäcker (die Äcker der Beurener Burg) gemacht. Der Ort liegt an der Römerstraße von Binsdorf nach Sulz, die in Vöhringen über den Mühlbach führte. Außerdem wurden eine »villa« beziehungsweise bandkeramische Siedlungen bei der Lachenhalde gefunden, ein alter Keltenweg (Lachenweg) führte von der »villa« zur Furt am Mühlbach. Das Haufendorf mit straßendorfartigen Siedlungserweiterungen liegt am Beginn des Mühlbachtales zentral in der quellenreichen Gemarkung (unter anderem schwefelhaltige Quelle im Keltertal). Wichtiger Bezugspunkt war der Kirchhügel mit der Kapelle. Hier entstand der Ortsteil Bei der Kirche. Hinter der Kirche stand in der Karolingerzeit der Widdumhof. In der Nähe, aber links des Baches, befand sich der Hof, der an Kloster Lorsch kam. Auf der Strecke zwischen Dorf und Wört standen nebeneinander die beiden Seelhöfe. Die Nutzungsfläche der übrigen acht Höfe (circa 190 Jauchert und 53 Mannsmahd Äcker und Wiesen) entsprach 1491 zusammen ungefähr der Gesamtfläche der fast gleich großen Seelhöfe (8 beziehungsweise 11 Inhaber). 1556 standen im Ort 62 bewohnte Häuser, 1732 108 Gebäude. Durch den Kauf des Weilers Beuren vergrößerte sich die Gemarkung erheblich, der Beurener Kirnwald auf Vöhringer Markung blieb aber bei Württemberg und wurde zur Nutznießung den Vöhringern (Viehtrieb) und den Rosenfeldern (Holznutzung) überlassen. Neue Ortsteile entstanden, z.B. gegen Wittershausen Lützenhard. 1708 wird noch ein Sulzer Tor erwähnt. Zum Ort gehörte die Burg Vöhringen im Süden auf der so genannten Burghalde, an deren Stelle bereits im 15. Jahrhundert eine Kapelle errichtet worden war. Auf der Gemarkung befanden sich an separaten Wohnplätzen seit dem 17. Jahrhundert die Rötenmühle im Norden und seit 1806 im Beurener Tal das Siegelhaus, wo der Schlagbaum nach Hohenzollern aufgestellt wurde. Auf der Gemarkung sind drei Weiher abgegangen, zwei im Rindelbachtal hinter dem Schlossberg (oberer und unterer See) und einer unterhalb des Dorfes (Flurname Weiherle). Im Kern ist Vöhringen ein Haufendorf mit straßendorfartigen Siedlungserweiterungen. Ausgedehnte, planmäßig angelegte Neubaugebiete im Süden und Westen. Fabrikgelände im Südosten. Neubauerweiterung im Nordwesten. |
Historische Namensformen: | - Faringen 0772 [772 (Корialüberlieferung 12. Jahrhundert)]
- Veringin 1095
- Ueringen
- Feringin
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Geschichte: | Vöhringen wurde erstmals 772 urkundlich erwähnt, als Kloster Lorsch »in Faringen marca« eine Schenkung erhielt. 1095 bekam Kloster Alpirsbach zur Gründung Gut und Leibeigene »in Ueringen«. Koster. Reichenbach bekam 1120 eine Hufe »in Feringin« aus gemeinsamem Besitz der Grafen von Zollern und Sulz. Grundherren waren neben Kloster Alpirsbach, dem bedeutendsten Grundherren, Württemberg, die Herren von Betzweiler, die Mitte des 15. Jahrhunderts ein Gut in Vöhringen besaßen sowie das Augustinerinnenkloster Oberndorf, das seinen Besitz 1580 an Württemberg vertauschte. Der ortsansässige Adel – Herren der Burg Vöhringen auf der Burghalde – ist nicht eindeutig greifbar, Quellen nennen zwar Adel von Vöhringen, doch ist unklar, ob es sich um das hiesige Vöhringen handelt. Vermutlich kam die Ortsherrschaft 1317 beim Kauf der Herrschaft Rosenfeld von den Herzögen von Teck an Württemberg. Seit 1808 gehörte Vöhringen zum Oberamt Sulz. Kirchensätze und Zehnte besaßen die Grafen von Sulz, dann die Grafen von Geroldseck und seit 1471 Württemberg. Am Zehnten hatte Württemberg schon früher lehensherrliche Rechte, von denen es Anteile dem Junker Gut von Sulz und der Sulzer Familie Ungericht übertrug, die sie wiederum 1436 an Henslin Schweicker von Sulz veräußerten (1708 Jakob Schweikert). Diesen Teil bekamen später die Träger des Alpirsbacher Lehens. Das Mannslehen der Gutschen Besitzungen inklusive des Drittels Vöhringer Zehnten kam per Heirat an die Freiherren von Münchingen zu Ditzingen, die es bis zur Auflösung 1818 behielten. 1708 ging der Fruchtzehnt zu zwei Dritteln an Württemberg und zu einem Drittel an die Junker von Münchingen. Die Gemeinde trat schon früh in Erscheinung, als 1400 Graf Eberhard III. von Württemberg der Bauernschaft einen Wald verkaufte; 1412 kaufte das Dorf den Weiler Beuren von Graf Eberhard, der Schultheiß ist 1454 erstmals namentlich bekannt. 1458 entschied das Dorfgericht (Schultheiß und Richter) einen Gültstreit. Das Rathaus brannte im 30jährigen Krieg ab, 1732 wird ein neues Rathaus erwähnt. Beim Kirchenbau 1774 erhielt das Dorfgericht einen eigenen Raum in der Kirche. Vöhringen war in den Aufstand des Armen Konrad involviert, es wurden Gemeindeversammlungen einberufen und unter anderem wurde Jacob Kyp von Vöhringen mit anderen als Initiator bezeichnet. 1587 klagte ein Vöhringer gegen Dorfvogt und Gericht wegen angeblicher Amtsverfehlungen, 1667 beschwerten sich einige Einwohner ebenfalls über ihren Dorfvogt. Zu Unmut kam es durch die Übernahme des Schlossguts Beuren durch Wilhelm von Grävenitz 1723. Die Gemeinde weigerte sich, der herzoglichen Rentkammer die den Kauf Beurens betreffenden Urkunden herauszugeben, woraufhin der Dorfvogt verhaftet wurde. Als zusätzlich der Karpfenwald dem Rittergut zugeschlagen wurde, verweigerten mehrere Bürger die Abgaben und wurden bestraft. Schließlich bekam die Gemeinde den Wald wieder und der Graf die Bau- und Brennholzgerechtigkeit zugesprochen. Mitläufer wurden vom Herzog begnadigt. 1728/31 erhielt Vöhringen das Schloss zurück. In den Jahren 1740–1758 prozessierte die Gemeinde mit der Stadt Rosenfeld um die Besitzrechte am Kirnwald. Als sie nach dem verlorenen Prozess die Gerichtskosten nicht bezahlen wollte, schritt die Obrigkeit 1761 militärisch ein. Unter Strafandrohung musste das Urteil akzeptiert werden, vier Richter wurden verhaftet. Vöhringen hatte wiederholt unter Kriegseinwirkungen zu leiden. Bei der Belagerung von Sulz 1420 versorgte sich das württembergische Heer unter anderem aus Vöhringen, 1642 hatten hier kaiserliche und bayerische Truppen zwei Wochen ihr Hauptquartier, 1689 stand wieder ein kaiserliches Lager vor dem Ort und 1796 lagerten französische Truppen. Vöhringen kam 1938 zum Landkreis Horb. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Das größte Dorf der Mühlbachebene hatte 1470 schon 83 steuerpflichtige Einwohner, d.h. circa 370 Einwohner, 1545 circa 380 Einwohner (85 Steuerzahler), 1598 circa 520 Einwohner (115 Bürger) und 1634 circa 300 Einwohner (66 Bürger). Durch Pest und 30jährigen Krieg dezimierte sich die Bevölkerung erheblich, allein zwischen 1634 und 1636 starben 271 Einwohner, die Gebäudezahl fiel von 86 (1634) bis auf 45 (1655). Nach dem Krieg wuchs die Bevölkerung wieder kontinuierlich von circa 260 Einwohnern 1655, 553 Einwohnern 1706, 784 Einwohnern 1768 auf 1230 Einwohner im Jahr 1805. 1781 wanderten 13 Familien, ein Paar und sechs Ledige nach Polen und 1804 einige Personen nach Amerika aus. Die Vermögensunterschiede waren groß: 1545 besaßen von 84 Türkensteuerpflichtigen mit einem Gesamtvermögen von 17150 Gulden, also durchschnittlich 204 Gulden, elf Personen weniger als 20fl, 30 zwischen 20 und 100 Gulden, 33 zwischen 100 und 500 Gulden, acht zwischen 500 und 1000 Gulden und zwei Personen mehr als 1000 Gulden. Der Ort war landwirtschaftlich geprägt, neben Ackerbau (vor allem Dinkel und Hafer) wurde auch Rinderzucht betrieben. Die Landwirtschaft erfolgte in klassischer Dreizelgenflur (»uff Oppach«, »uff Heschenfeld«, »in Gruben«). 1732 bestand das Wirtschaftsland (4917M) aus 1620 Morgen Ackerland, 669 Morgen Wiesen, 81 Morgen Gärten, je 25 Morgen Länder und Weingärten, 1597 M Wald (davon 1547 in Gemeindebesitz) und 900 Morgen Allmende. An Handwerk waren 1732 elf Berufe vertreten. Es gab sechs Weber, je fünf Bäcker, Schuhmacher und Zimmerleute, vier Schneider, drei Schmiede sowie je zwei Maurer, Metzger und Wagner sowie einen Küfer und einen Schreiner. Der Schreiner verfügte mit 100 Gulden über das höchste, die Schmiede mit 70 Gulden über das nächsthohe steuerpflichtige Einkommen, die Zimmerleute dagegen mit durchschnittlich 35 Gulden über das geringste. Die übrigen Handwerker verfügten durchschnittlich über 40 bis 50 Gulden. Außerdem wurde im Keltertal Wein angebaut, dort stand auch 1623 die Kelter. Die Gemeinde besaß Stubensandsteinbrüche im Wald Karpfen und am Bergsträßchen auf der Tonau einen Werksteinbruch im Waldteil Enge, außerdem eine Lehmgrube an der bereits 1491 erwähnten Ziegelhütte und im Wald Tanau wurde Töpfererde gegraben. Der Flurname Kohlhalde deutet auf Köhlerei. Es gab zwei Mühlen und eine Sägemühle. Die ältere obere Mühle am Obbach wurde 1427 gebaut und als Erblehen verliehen, 1738 wurde sie abgebrochen und neu aufgebaut. Die untere beziehungsweise Rötenmühle wurde Ende des 16. Jahrhunderts von Hans Jakob von Stotzingen errichtet, der auch die Wasserleitung dorthin legen ließ. Später wurde sie vom Inhaber der oberen Mühle gekauft. 1688 wurde die zerstörte Rötenmühle wieder aufgebaut. An Wirtschaften gab es 1732 zwei Schildwirte (Hirsch und Linde) mit je 150 Gulden und zwei Gassenwirte mit 50 Gulden und 60 Gulden steuerpflichtigem Vermögen. |