Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Dicht gedrängt liegen die Häuser der alten Stadt in einer Hangmulde an der südlichen Randstufe der Stotzinger Flächenalb zum Donauried hin. Hier kreuzen sich die Römerstraßen Günzburg — Heidenheim und Faimingen — Urspring. Von der Altstadt ist infolge zahlreicher Brände wenig übriggeblieben. Der älteste und zugleich höchstgelegene Teil der oberen Stadt schließt sich an das von einem großen Park umgebene Schloß an. Erst nach dem zweiten Weltkrieg begann sich der Ort über die mittelalterlichen Grenzen hinaus auszudehnen. Neue Wohngebiete entstanden an den Ortsrändern im Norden (Siedlung des Evangelischen Hilfswerks 1949/50), im Westen (Gartenstraße, »Leimengrube«, »Höhe«, 1956), im Оsten (Bergstraße, Neuffenstraße, »Beim Kirchhof«, »Galgenberg«, »Wellen« 1960), im Süden an der Bahnlinie (»Krautgärten« 1958/65) sowie im Nordwesten (»Kleinfeld«, nördlich des Schloßparks, 1973). — Von der alten Stadt ist infolge zahlreicher Brände wenig übriggeblieben. Der älteste und zugleich höchstgelegene Teil der oberen Stadt schließt sich an das 1783 fortfolgend erbaute und von einem großen Park umgebene Schloß an. Die klassizistische Dreiflügelanlage, die jetzt den Grafen von Maldeghem gehört, steht anstelle der 1776 abgebrochenen Burg. Südlich davon die katholische Kirche, deren spitzer Turm das Stadtbild beherrscht. Von den Wehranlagen (doppelter Mauerring, Zwinger, Graben und zwei Tore) sind geringe Reste erhalten; die beiden Tortürme, der obere am Ausgang gegen Oberstotzingen, der untere am unteren Ende des Markts, brannten 1781 beziehungsweise 1879 ab. Der Marktplatz bildet eine Erweiterung der die beiden Tore verbindenden Hauptstraße. Im sogenannten »Vorstädtle«, dem hangabwärts zur Donauebene hin anschließenden Ortsteil, steht das sogenannte Freihaus, ehemaliger Königsbronner Pfleghof mit Freistätte, der jetzt im Besitz der Grafen von Maldeghem ist. Als Rathaus diente 1813 — 1822 das kaisheimische Torhaus (heute beherbergt es das gräflich Maldeghemsche Rentamt), dann bis 1861 das obere Torhaus. Später wurde der frühere »Mühlenbäck« auf der Südseite des Marktplatzes als Rathaus mit Schulräumen umgebaut. Gegenüber davon das Schulhaus von 1769 (1838 vergrößert). Apotheke von 1731, evangelisches und katholisches Pfarrhaus. Das Steinhaus, ehemaliges kaisheimisches Schloß, wurde 1811 abgebrochen. Ältere Siedlungserweiterung im Anschluß an die untere Stadt in Richtung Bahnhof. |
Historische Namensformen: | - Stozingin 1091 [1091 und 1143]
- Nydern Stozzingen 1290
- Unter-Stotzingen 1290 [nach 1290]
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Geschichte: | 1091 und 1143 Stozingin, 1290 Nydern Stozzingen, später auch Unter-Stotzingen. Ort der ältesten Siedlungsschicht mit Reihengräberfriedhof, darunter zwölf Adelsgräber. 1091 und 1143 noch nicht von dem nur 1 km entfernten Oberstotzingen unterschieden, das aufgrund seiner Martinskirche wohl älter ist. In früher Zeit gehörte Niederstotzingen zum Herrschaftsbereich der Dillinger Grafen. Nach ihrem Aussterben 1258 gingen deren Rechte teils an das Hochstift Augsburg und die Grafen von Helfenstein über, teils an die Grafen von Truhendingen, deren Erbe die Burggrafen von Nürnberg beziehungsweise Markgrafen von Ansbach antraten. Ortsherren sind nachweislich seit 1286 die von Stotzingen, wohl schon zuvor als dillingische Lehensleute im Besitz der Ortsherrschaft; eine Linie des Geschlechts ist noch blühend. Ihnen folgten um 1336 die von Riedheim, deren Burg Niederstotzingen die Augsburger 1340 als »Raubritternest« zerstörten, ebenso 1378 die Ulmer. Über die von Leimberg (circa 1380/85-1452) und die von Westernach (1452-1457) kam Niederstotzingen an Puppelin vom Stein, dessen Nachkommen 1550 den Ort teilten. Eine Linie nahm ihren Sitz im Burgschloß, die andere in dem neu erbauten Steinhaus. Der letztere Anteil wurde 1661 an Kloster Kaisheim verkauft. Die Burgschloß-Herrschaft wurde 1628 nochmals geteilt und das Freihaus, ehemals Königsbronner Pfleghof, als dritter Herrschaftssitz eingerichtet. Graf Karl Leopold vom Stein, österreichischer Geheimer Rat und Feldzeugmeister, erbaute 1778 — 1783 anstelle des Burgschlosses das neue Schloß. Beide im Besitz der vom Stein verbliebenen Herrschaften wurden 1806 von Bayern mediatisiert, der Kaisheimer Anteil kam 1803 durch Säkularisierung ebenfalls an Bayern, worauf das Steinhaus auf Abbruch verkauft wurde. 1810 fiel der Ort an Württemberg. Zuerst Oberamt Albeck, 1819 Oberamt Ulm, 1938 Landkreis Heidenheim. Allodialgüter und allodifizierte Lehen der vom Stein kamen nach Aussterben der Niederstotzinger Linie (1809) teils durch Erbschaft, teils durch Kauf an die Grafen von Maldeghem. 1366 verlieh Kaiser Karl IV. den von Riedheim für ihren Ort Niederstotzingen das Stadtrecht mit Hochgerichtsbarkeit. 1430 bestätigte Kaiser Sigmund das Stadtrecht und erneuerte den Wochenmarkt, ebenso 1617 Kaiser Matthias. 1848 erneuerte Württemberg das in Abgang gekommene Stadtrecht. Verwaltung und Niedergericht standen den jeweiligen Grundherrschaften zu. Erhalten sind die erste Gemeindesatzung von 1586 und Satzungen der drei Ortsherrschaften von 1666, 1708 und 1712. 1546 im Schmalkaldischen Krieg befand sich zeitweilig Karls V. Hauptquartier in Niederstotzingen. Brandkatastrophen von 1579, 1622, 1725, 1773, 1824 mit zwischen 30 und 100 zerstörten Gebäuden. |
Ersterwähnung als Stadt: | 1366 |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Bis in die neueste Zeit spielte die Landwirtschaft, durch ertragreiche Ackerböden begünstigt, eine wesentliche Rolle. Vom 16. bis 18. Jahrhundert Weberei und Leinwandhandel. Zunftordnung von 1681. Bedeutende Loden- und Strickgarnherstellung (Loden- und Schnellermarkt). Daneben Färber-, Hafner-, Seifensieder-und Bierbrauergewerbe. Seit 1916 Förderwerk Niederstotzingen der Landeswasserversorgung, dem die Landeshauptstadt und über hundert weitere Gemeinden angeschlossen sind. Seit 1924 Unterwerk der EVS. Eisenbahnverbindung seit 1875 nach Heidenheim, 1876 nach Ulm. Industrieansiedlung im wesentlichen erst nach dem zweiten Weltkrieg. Eine große Büromaschinenfabrik seit 1946/47 ansässig. |