Die Zweite Schlesische Linie (Linie Carlsruhe; 1793–1903)
Einleitung: Kazimierz Bobowski (Lexikon des Hauses Württemberg, S. 362f)
Charlotte Philippine von Redern brachte ihren Privatbesitz – hauptsächlich dichte Waldgebiete, die sich von Namslau bis zur Ortschaft Städtel erstreckten – in die Ehe mit Herzog Christian Ulrich (II.) von Württemberg-Oels ein.
Der einzige Sohn des Paares, Herzog Carl Christian Erdmann, erbte später diesen Besitz. Er war ein leidenschaftlicher Jäger. In der Umgebung von Städtel an der Südgrenze des Kreises Namslau, besaß der Herzog inmitten eines zum Kreis Oppeln gehörigen umfangreichen Waldgebietes ein hölzernes Jagdhaus, das er auf seinen Jagden als Unterkunft nutzte. Allmählich entstand die Idee, die weite Waldwildnis zu erschließen. Dazu sollte ein Schloß gebaut und um dieses herum ein Ort gegründet werden.
1748 ließ der Herzog mitten im Wald ein Areal einzäunen, das er als Tiergarten nutzte. Gleichzeitig wurden Alleen durch den Wald geschlagen, die den Park durchkreuzten. Diese Anlage ist der Anfang von Carlsruhe gewesen! Es folgten weitere Bauten. Das Kernstück bildete ein großer kreisrunder Platz, in dessen Mitte das Schloß mit dem markanten Kuppelturm errichtet wurde, und der an der Peripherie von kleinen eingeschossigen Kavaliershäuschen umschlossen wurde. Zwischen diesen strahlten acht Alleen sternförmig aus. Vorbild für die ganze Anlage war zweifellos die badische Hauptstadt Karlsruhe. Bestätigt wurde dies auch bei der Namensgebung des Ortes, die der Herzog nach seinem ersten Vornamen wählte. Nach dem Siebenjährigen Kriege stieg die Bevölkerung in Carlsruhe stetig an. 1760 wurde eine Schule gegründet und 1764 begann der Herzog mit dem Bau der 1775 geweihten evangelischen Sophienkirche, die nach der Frau des Herzogs benannt wurde.
Carl Christian Erdmann hatte testamentarisch sein einziges Kind, Friederike Sophie, zur Erbin des Fürstentums Oels bestimmt. Sie heiratete 1768 Friedrich August von Braunschweig (1740–1805). Dieser übernahm nach dem Tod von Carl Christian Erdmann 1792 als Eidam am 26. Mai 1795 das Fürstentum Oels. Die Herrschaft Carlsruhe, Allodialbesitz der Familie, wurde als Fideikommiß an Herzog Eugen von Württemberg, einem Sohn Herzog Friedrich Eugens von Württemberg, übertragen.
Herzog Eugen (I.) Friedrich Heinrich von Württemberg-Oels begründete somit die zweite schlesische Linie des Hauses Württemberg, die Linie Carlsruhe. Er machte Carlsruhe 1793 zu seiner ständigen Residenz und ließ Schloß und Herrschaft weiter planmäßig ausbauen. So ließ er das Kavaliershaus mit der provisorischen Theatereinrichtung zu einem ständigen Theater mit praktikabler Bühneneinrichtung umbauen. Nach dem Aussterben dieser württembergischen Linie fiel die Herrschaft Carlsruhe 1903 an König Wilhelm II. von Württemberg und blieb bei seiner Familie bis 1945.
Literatur
- A. Buchwald, Bad Karlsruhe in Oberschlesien ein früherer Musensitz, „Volk und Heimat“, Jg. 1 (1924).
- Friedrich Carl Esbach, Das herzogliche Haus Württemberg zu Carlsruhe in Schlesien, Stuttgart 1906.
Biographien
1. Eugen (I.) Friedrich Heinrich (1758–1822) - Kazimierz Bobowski
2. Luise (1764–1834) - Kazimierz Bobowski
3. Eugen (II.) (1788–1857) - Meinhard Freiherr von Ow
4. Mathilde (1801–1825) - Kazimierz Bobowski
5. Helene (1807–1880) - Kazimierz Bobowski
6. Luise (1789–1851) - Kazimierz Bobowski
7. Paul (1797–1860) - Kazimierz Bobowski
8. Sophie Dorothee Caroline (1800–1870) - Kazimierz Bobowski
9. Marie (1818–1888) - Kazimierz Bobowski
10. Eugen (III.) Erdmann (1820–1875) - Roscislaw Zerelik
11. Mathilde (1818–1891) - Roscislaw Zerelik
12. Wilhelm (1828–1896) - Roscislaw Zerelik
13. Alexandrine Mathilde (1829–1913) - Roscislaw Zerelik
14. Nikolaus (1833–1903) - Roscislaw Zerelik
15. Agnes (1835–1886) - Roscislaw Zerelik
16. Maximilian (1828–1888) - Roscislaw Zerelik
17. Hermine (1845–1930) - Roscislaw Zerelik
18. Wilhelmine Eugenia (1844–1892) - Roscislaw Zerelik
19. Wilhelm Eugen (IV.) (1846–1877) - Hans-Martin Maurer
20. Wera Konstantinowna (1854–1912) - Hans-Martin Maurer
21. Pauline (1854–1914) - Gudrun Emberger
22. Elsa (1876–1936) - Hans-Martin Maurer
23. Olga (1876–1932) - Hans-Martin Maurer