Geschichte: | 724 (Fälschung 12. Jahrhundert) Sindleozzesauva, 727 (Корialüberlieferung 10. Jahrhundert) Augia, 780 (Fälschung 12. Jahrhundert) Augiensis insula, 813 Sintlezzesowa, 1209 augia regalis, 1270 Richen Owe, 1312 augia maior. Ortsname von Personenname Sintlaz. Die Insel soll vom alem. Edlen Sintlaz an Pirmin geschenkt worden sein, der um 724 in Mittelzell ein Kloster gründete. Umstände der Gründung unklar, seit ca. 746 karolingisches Reichskloster. Vogtei bei den Alaholfingern (?), dann den Landolten, von diesen an die Grafen von Nellenburg, später an die Welfen, seit 1180 bei den Staufern. Während des Interregnums Befreiung von der Kastvogtei, aber seit dem 14. Jahrhundert unter der Schirmvogtei der Habsburger. Der Klosterbesitz bestand zunächst im wesentlichen aus Dotationsgut auf dem Bodanrück aus Fiskalbesitz zu Allensbach, Allmannsdorf, Kaltbrunn, Markelfingen und Wollmatingen. Dazu kamen später Grundbesitz und Niedergerichtsrechte im Bereich des sogannten Wildbanns in der Höri, im Linzgau und um den Bussen, im Neckartal und an der oberen Donau, nördlich von Schaffhausen und im schweizerischen Bodenseegebiet. Große Teile dieses Besitzes wurden dem Kloster durch umliegende Adelsherrschaften entfremdet, entfernterer Besitz auch verkauft und verpfändet. Die niedere und hohe Gerichtsbarkeit (letztere 1494 bestätigt) in der Klosterherrschaft übten die Äbte des Klosters aus, nach der Inkorporation in das Bistum Konstanz (1540) der dortige Bischof, der auch alle anderen Hoheitsrechte innehatte. Die Pfalz gegenüber dem Münster ist wohl ursprünglich nur wenig später als das Kloster entstanden, vielleicht als Domizil der die Reichenau besuchenden fränkische und deutschen Herrscher, möglicherweise auch als Wehrbau. Erweiterungen des Pfalzbereichs in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und erste Hälfte des 15. Jahrhunderts; letzte, im wesentlichen spätgotische Gebäude nach 1830 abgebrochen. Schloß Königsegg, rechteckiger Bau des 16. Jahrhunderts mit vier runden Ecktürmen, im 19. Jahrhundert mit einem dritten Geschoß versehen, heute als Hotel genutzt. Nach der Inkorporation in das Bistum Konstanz war Reichenau Sitz eines bischöflichen Obervogteiamts, in badischer Zeit (seit 1803) bis 1809 eines Oberamts, dann wurde Reichenau dem Amtsbezirk Konstanz zugeschlagen. Gemarkungsteile auf dem Festland im wesentlichen erst im 19. und 20. Jahrhundert bebaut. Im 8./9. Jahrhundert erste große Blüte des Inselklosters. Gründung der Gelehrtenschule und der Bibliothek durch Abt Waldo (786-806). Tochtergründungen in Niederaltaich und Pfäfers. Walahfried Strabo, 842-849 wieder Abt in Reichenau, eine Zentralfigur in der Reichspolitik unter Ludwig dem Frommen. Um die Jahrtausendwende blühten Dichtkunst, Musik und Kunsthandwerk (Malerschule). Im 12./13. Jahrhundert Verwicklung des Klosters in die Reichs- und Territorialpolitik seiner staufischen Vögte. Wirtschaftlicher und geistiger Niedergang seit dem 13. Jahrhundert trotz wiederholter Reformversuche. Nach dem Übergang an das Bistum Konstanz bestand das Kloster weiter als Priorat, 1757 durch die sogenannte Reichenauer Mission ersetzt, diese 1799 aufgehoben. Die ehemaligen Konventsgebäude vorwiegend aus dem 17. Jahrhundert; West-, Süd- und Ostflügel sind erhalten, sie dienen heute als Pfarr- und Rathaus. |