Die Familie bleibt zurück
Von Peter Exner
Georg Scherer
Oberleutnant der Reserve
16.12.1869 – 19.8.1914
„Vielleicht trägt der Gedanke, daß Ihr Herr Gemahl als erster Mann für eine gute Sache sein Leben gelassen hat, dazu bei, Sie, die Sie am Schwersten getroffen sind, und Ihre Kinder den Schicksalsschlag leichter tragen zu lassen.“
(Mülhausen, 1. September 1914)
Georg Scherer, im Zivilleben Ober-Ingenieur, wurde am 5. August 1914 als stellvertretender Führer der 9. Kompanie des Landwehr-Infanterie-Regiments 40 eingezogen. Nachdem der Kompanieführer, Hauptmann Freiherr Göler von Ravensburg am 10. August vom Pferd gestürzt war, da die berittenen Offiziere keine Gelegenheit zu Reitübungen vor dem Ausmarsch gehabt hatten, übernahm Scherer die Führung der Einheit. Bereits bei der Feuertaufe des Regiments fiel Scherer im sechsstündigen Gefecht bei Dornach am 19. August; sein Regiment verlor 829 Soldaten, das Bataillon beklagte Scherer als einzigen gefallenen Offizier. Wegen der unübersichtlichen Gefechtslage wähnte das Kriegstagebuch des Regiments Scherer verwundet in Gefangenschaft, auch seine Frau und die beiden Kinder Hellmuth und Gertrud wussten zu diesem Zeitpunkt nichts von seinem Tod. Sophie Scherer wendete sich am 27. August mit der Bitte um Nachforschungen nach ihrem Mann an das Regiment und erhielt am 1. September traurige Gewissheit. Scherers Los war kein Einzelschicksal. Von den 23 mit ihm in einem Massengrab bestatteten Soldaten trugen alle bis auf einen Eheringe – Scherer hatte seinen vor dem Ausmarsch abgelegt.