Elsas, Max 

Geburtsdatum/-ort: 10.03.1858;  Ludwigsburg
Sterbedatum/-ort: 30.09.1942; Theresienstadt
Beruf/Funktion:
  • Techniker, Stadtrat
Kurzbiografie: 1876 Ausbildung als Textilfachmann am Technikum für Textilindustrie, Reutlingen; nach kaufmännischer Lehre Eintritt in die väterliche Firma
1905-1908 Mitglied des Bürgerausschusses, Ludwigsburg
1910-1932 Stadtrat (Demokratische Partei), während des Ersten Weltkriegs stellvertretender und faktischer Bürgermeister, in der Folgezeit Handelsschulrat, Mitglied der Handelskammer, zahlreicher Textilverbände
1933 3. Apr. Rücktritt von sämtlichen öffentlichen Ämtern
1938 10. Nov. Verhaftung, Verbringung in das KZ Welzheim
1942 22. Aug. Deportation nach Theresienstadt
Weitere Angaben zur Person: Religion: isr.
Verheiratet: Ida, geb. Fellheimer (1868-1939)
Eltern: Vater: Benedikt Elsas (1816-1876), Textilfabrikant
Mutter: Rebekka, geb. Straus (gest. 1908)
Geschwister: 4
Kinder: Bernhard (1891-1945)
Ludwig (1893-1949)
GND-ID: GND/1012411516

Biografie: Angela Borgstedt (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 65

Elsas, am 10. März 1858 geboren, entstammte einer Ludwigsburger Textilfabrikantenfamilie, deren Tradition er mit seinen drei Brüdern fortsetzen sollte. Nach dem Besuch des heimatlichen Realgymnasiums bis zum „Einjährigen“ und einigen Jahren der Berufspraxis absolvierte er eine Ausbildung am Technikum für Textilindustrie in Reutlingen, an die er eine kaufmännische Lehre anschloss. Nach dem Eintritt in die väterliche Firma „Elsas&Söhne, Ludwigsburg“, Mechanische Buntweberei, war der berufliche wie der soziale Mittelpunkt wieder die Heimatstadt, in der er sich nicht zuletzt politisch engagierte. Als Mitglied der Demokratischen Partei war Elsas von 1905 bis 1908 Mitglied des Bürgerausschusses, gut zwanzig Jahre, von 1910 bis 1932 Stadtrat. Während des Weltkrieges vertrat er gar den eingerückten Oberbürgermeister Hartenstein.
Der Lokalpolitiker und Unternehmer hatte zahlreiche Ämter inne. So war er in mehreren Verbänden der Textilbranche tätig und etwa Direktionsmitglied der Textileinkaufsgenossenschaft. Er war Ausschussmitglied des Verbandes Württembergischer Industrieller und Schatzmeister des Industrieverbandes Ludwigsburg, dazu auch Handelsschulrat und Mitglied der Feuerwehr. Von seiner Sachkompetenz profitierten die Steuerausschüsse des Finanzamts, in denen er über Jahre mitwirkte. Elsas gehörte zu den städtischen Honoratioren und finanzierte etwa die Orgel für die 1884 neu erbaute Synagoge. Dies wiederum verweist auf seine Bindung an das liberale Judentum. Sich selbst sah er als Deutschen jüdischen Glaubens, der seinen Patriotismus mit dem Kauf von Kriegsanleihen demonstriert und mit dem Verlust seines Vermögens bezahlt hatte.
1933 wurde Elsas zur Aufgabe seiner sämtlichen Ämter gezwungen. Statt der verdienten Anerkennung erfuhren er und seine Familie zunehmende Entrechtung. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde der inzwischen 80jährige im KZ Welzheim inhaftiert. Nahezu zeitgleich erfolgte die sogenannte „Arisierung“ des Familienbetriebes. Nur wenig später, im April 1939, verlor Elsas seine Ehefrau Ida. Der ältere Sohn Bernhard, vormals Mitinhaber der Textilfirma, emigrierte im Juni 1941 mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten. Sein Bruder Ludwig, ein Facharzt für Lungenheilkunde, wurde am 1. Dezember nach Riga deportiert, überlebte aber den Holocaust. Noch im gleichen Monat musste der allein zurückgebliebene Max Elsas seine Wohnung räumen und in ein jüdisches Altenheim nach Heilbronn ziehen. Von dort wurde er am 22. August 1944 nach Theresienstadt deportiert, wo er wenig später, am 30. September starb. Heute erinnert in Ludwigsburg-Ost eine Straße an den einstigen Alt-Stadtrat Max Elsas.

Literatur: Beate Maria Schüssler, Das Schicksal der jüdischen Bürger von Ludwigsburg während der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung, in: Ludwigsburger Geschichtsblätter 30 (1979), 82-93; Albert Sting, M. Elsas, in: Das Buch der Unteren Stadt, 1993, 191-198; Eduard Theiner, Benedikt Elsas, in: ebda., 1993, 179-190.
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