Eichrodt, Otto Heinrich 

Geburtsdatum/-ort: 25.06.1867;  Freiburg im Breisgau
Sterbedatum/-ort: 15.01.1944;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Graphiker, Schriftsteller und Musiker
Kurzbiografie: 1888–1901 Kunstakademie Karlsruhe, Meisterschüler bei Ferdinand Keller (➝ I 189); Aufenthalte in München u. Paris
seit ca. 1902 freischaffend in Karlsruhe tätig, Mitglied des Karlsruher Künstlerbundes u. des Vereins bildender Künstler
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Mitgliedschaften: Mitglied des Karlsruher Künstlerbundes u. des Vereins bildender Künstler (seit ca. 1902)
Verheiratet: unverheiratet
Eltern: Vater: Julius (1826–1894), Direktor des Neuen Männerzuchthauses Bruchsal
Mutter: Julie, geb. von Sallwürk (1838–1918)
Geschwister: 3; Luise (1857–1894), Sängerin; Emma, verh. Blume (* 1859); Hellmut (vgl. S. 84), Graphiker u. Maler
Kinder: keine
GND-ID: GND/116418095

Biografie: Clemens Ottnad (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 86-87

Nach ersten kunsthandwerklichen Arbeiten wandte sich Eichrodt der Malerei zu und nahm im Jahr 1888 das Fachstudium an der Karlsruher Kunstakademie auf. Als ihm sein fünf Jahre jüngerer Bruder Hellmut dorthin folgte, verbrachte das Brüderpaar die Zeit bis 1901 gemeinsam an der bad. Kunsthochschule. Als Meisterschüler von Ferdinand Keller stand Eichrodt dabei eher unter dem Einfluss des konservativen Lagers akademischer Ausbildung, der Bruder bei Leopold von Kalckreuth (1855–1928) und Hans Thoma (➝ II 278) dagegen auf der Seite der auf Neuerungen in der Kunst Bedachten.
Dennoch entwickelten die beiden im Rahmen zahlreicher Gemeinschaftsprojekte neben ihrer freien bildkünstlerischen Arbeit vielfältige gemeinsame Aktivitäten wie Theaterproduktionen oder Konzerte, organisierten Künstlerfeste und prägten so das kulturelle Leben der Stadt Karlsruhe entscheidend. Mit musikalischen Eigenkompositionen und selbstverfassten Texten traten sie bei zahlreichen Gelegenheiten als Künstlerduo auf, bei denen Eichrodt als Schauspieler oder Tenor auftrat, und in unterschiedlichen Orchesterbesetzungen auch Flöte oder Cello spielte. Zum beißenden Spott, der dem snobistischen Bürgertum der Stadt galt, gesellte sich ein gerüttelt Maß an Selbstironie. In Anspielung an eigene körperliche Handicaps – eine Wirbelsäulenverkrümmung samt Gehbehinderung – präsentierte Eichrodt beispielsweise das pantomimische Märchen „Die Blinde“ (1913). Besonders für Marionettentheater und andere Puppenspiele inszenierte er zahlreiche Stücke, für die er Musik und Libretto schrieb sowie die Regie übernahm. Ebenso setzte er historische Stoffe wie Wilhelm Hauffs (1802–1827) Roman „Lichtenstein“ (1826) als dramatisches Singspiel mit Tanzeinlagen um.
Auf dem Gebiet der freien Kunst prägten Auftragsarbeiten das Werk Eichrodts. Seit der Wende zum 20. Jh. trat Eichrodt vor allem mit repräsentativen Portraitgemälden in Erscheinung. Häufig unter Verwendung fotographischer Vorlagen entstanden ebenso Bildnisse regionaler bad. Prominenz wie von Persönlichkeiten nationaler Bedeutung, so im Jahr 1902 die Portraits „Kaiser Wilhelm II. im Schloss Gottesaue“ oder des späteren Reichspräsidenten „Paul von Hindenburg“. Daneben arbeitete Eichrodt an Landschaftsbildern oder Stilllebendarstellungen, entwarf Buchschmuck für literarische Werke, Innenausstattungen für Kinos, so der Karlsruher Kammerlichtspiele, oder Fastnachtsdekorationen. Die Gabe, karikaturhafte Zeichnungen mit begleitenden Kurztexten pointiert zu kombinieren, führte zu zahlreichen Aufträgen als Werbegraphiker. Wie die 1917 erschienene Publikation des bad. Landesverbandes des Roten Kreuzes „Grüß Dich Gott mein Badnerland“ fügte er vielfach Druckerzeugnissen humoreske Mundartgedichte bei und volkstümliche Aphorismen. Vom zeitgenössischen Publikum wertgeschätzt wurde er in Gestalt eines faunischen Wasserspeiers am Brunnen auf dem Stephansplatz in Karlsruhe verewigt: Das 1905 nach Entwürfen von Hermann Billing (➝ II 40) und Hermann Binz (1876–1946) fertiggestellte Skulpturenprogramm reihte Eichrodt hier selbstverständlich in die Karlsruhe Künstlerschaft um Ludwig Dill (➝ III 59), Friedrich Fehr (vgl. S. 106), Hans Thoma (➝ II 278) und Wilhelm Trübner (vgl. S. 409) ein.
Quellen: A d. BNN, Karlsruhe; Staatl. Kunsthalle Karlsruhe; StadtA Karlsruhe.
Werke: Staatl. Kunsthalle Karlsruhe.
Nachweis: Bildnachweise: Bad. Presse Nr. 171 vom 24. 6. 1937 (vgl. Literatur).

Literatur: ThB 10, 1914, 412 u. Vollmer 2, 1955, 21, jeweils mit bibliogr. Angaben. – Auswahl: Westermanns Monatshefte 109, 1910, 512; Josef A. Beringer, Bad. Malerei 1770–1920, 1922, 158; Karlsruher Tagblatt Nr. 173 vom 25.6.1927; Bad. Presse Nr. 289 vom 25. 6. 1927; Karlsruher Tagblatt Nr. 85 vom 26. 3. 1933; Bad. Presse Nr. 147 vom 28. 3. 1933; Bad. Presse Nr. 171 vom 24. 6. 1937; Bad. Allg. Zeitung Nr. 15 vom 19. 1. 1954; Leo Mühlfarth, Kleines Lexikon Karlsruher Maler, 1987, 149.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)