Mayer, Julius Karl 

Geburtsdatum/-ort: 12.03.1857;  Bühl
Sterbedatum/-ort: 15.04.1926;  Erlenbad bei Achern
Beruf/Funktion:
  • Moraltheologe, Kirchenhistoriker
Kurzbiografie: 1874-1877 Gymnasium Rastatt, Abitur
1877-1881 Studium der katholischen Theologie an der Universität Freiburg i. Br.
1882-1887 Vikar, u. a. in Rastatt
1887-1894 Assistent im Theologischen Pensionat in Freiburg i. Br., ab 1893 Repetitor des Erzbischöflichen Theologischen Konvikts
1894-1896 Stadtpfarrer an St. Paul in Bruchsal
1896-1899 Direktor des Erzbischöflichen Theologischen Konvikts in Freiburg i. Br.
1899-1924 Prof. der Moraltheologie an der Universität Freiburg i. Br.
1916 Erzbischöflicher Geistlicher Rat
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Ignaz Mayer, Kupferschmied
Mutter: Maria Anna, geb. Schnurr
Geschwister: 3
GND-ID: GND/117558079

Biografie: Horst Ferdinand (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 202-204

Nach dem frühen Tod des Vaters (1867) mußte die fünfköpfige Familie von dem kleinen Vermögen leben, das er hinterlassen hatte; die später im Mittelpunkt des religiösen Lebens Mayers stehende Aszese wurde ihm so von früher Jugend an zum vertrauten Begriff. Abiturzeugnisse sagen nicht immer etwas über die Richtung des zukünftigen Lebenswegs aus, aber daß der Abiturient in Geschichte die beste Note erhielt, weist deutlich auf jenes Interessengebiet Mayers hin, das er später mit der gleichen Leidenschaft wie die Moraltheologie studierte: die Landeskirchengeschichte. Schon 1893/94 lehrte Mayer vertretungsweise Moraltheologie an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg und sollte 1894, wegen schwerer Erkrankung des Moraltheologen Friedrich Kössing (1825-1894), den Lehrstuhl übernehmen. Aber die Doppelbelastung als Repetitor und akademischer Lehrer hatte seine – nie sehr stabile – Gesundheit erschüttert, und er übernahm nach der Wiederherstellung das Amt des Stadtpfarrers in Bruchsal. Die Leitung einer großen Pfarrei – eine Aufgabe, der er sich mit großer Hingabe widmete – blieb aber Episode; schon nach zwei Jahren vertraute ihm sein Bischof die Leitung des Theologischen Konvikts an, und nach weiteren drei Jahren wurde er auf den durch die Wahl seines Vorgängers Paul Wilhelm Keppler (1852-1926) zum Bischof von Rottenburg vakanten Lehrstul für Moraltheologie in Freiburg berufen, „seines Amtes mit strengster Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit waltend, mit peinlichstem Pflichtgefühl auch alle sonstigen Obliegenheiten des akademischen Lebens erfüllend“ (FDA, siehe Literatur).
Überblickt man das theologische Wirken des Gelehrten während eines Vierteljahrhunderts, lassen sich unschwer die Forschung und Lehre bestimmenden Schwerpunkte festlegen. Im Vordergrund stand die praktisch-pädagogische Seite seiner Disziplin, die aszetische Schulung des theologischen Nachwuchses. Hier konnte er aus den vielfältigen Erfahrungen schöpfen, die er als Repetitor und Direktor des Theologischen Konvikts gesammelt hatte; Generationen von Priesteramtskandidaten verdanken ihm hilfreiche Anleitung zur Verwirklichung des christlichen Sittengesetzes. Seine kirchliche Gesinnung war ganz und gar unverrückbar, auch in den Krisenzeiten zu Beginn dieses Jahrhunderts, als der Modernismusstreit heftige Auseinandersetzungen innerhalb der Katholischen Kirche hervorrief. Seine Grundsätze auf dem Gebiet der „geregelten und eifrigen christlichen Lebensführung, die nach christlicher Vollkommenheit strebt“ (D. Thalhammer), hatte er 1894 in einer Schrift „Die christliche Aszese“ niedergelegt, die ihn zur Übernahme des Lehrstuhls für Moraltheologie legitimierte. Im übrigen sah er seine Aufgabe als akademischer Lehrer eher in der klaren, handlichen Darbietung des Wissensstoffes als im Aufsuchen, der Reflexion und wissenschaftlichen Durchdringung der gerade aktuellen Problematik.
Schon den Pennäler fesselte, wie oben erwähnt, besonders die Geschichte, und die Aktivitäten Mayers auf diesem Gebiet gingen Hand in Hand mit seinem eigentlichen Lehrgebiet, der Moral. Ein erster Beleg dafür ist die bei einem Meister der Geschichtsschreibung, Franz Xaver Kraus (1840-1901), eingereichte Dissertation über die Echtheit und Glaubwürdigkeit der athanasianischen Vita des heiligen Antonius, mit der Mayer zum Dr. theol. promoviert wurde. Mayer entfaltete auf dem Gebiet der Geschichte in mehreren ihrer Verzweigungen – Landeskirchen- und Heimatgeschichte, Hagiographie, Biographik – eine rege literarische Tätigkeit: der „Geschichte der Benediktiner-Abtei St. Peter auf dem Schwarzwald“ (1893) folgte eine Reihe klostergeschichtlicher Aufsätze, die in ihm den großen Plan zu einem „Monastikon Badense“ reifen ließen; ungünstige äußere Umstände, auch Erkrankungen, verhinderten die Verwirklichung dieses Projekts.
Einer breiteren Öffentlichkeit – die er mied, wenn er nur konnte – wurde Mayer jedoch als Biograph seines Bühler Landmanns Alban Stolz (1808-1883), des berühmten Volksschriftstellers, bekannt. Nach jahrzehntelanger Erforschung und Auswertung der Quellen, insbesondere der Stolzschen Tagebücher und Briefe, und nach der Edition vieler seiner Schriften, darunter „Fügung und Führung“, Konvertitenbilder, 3 Bände, 1909-1913, 1920 8.-10. Aufl. - 1924, legte er im Jahre 1921 die umfassende Darstellung der Lebensgeschichte des Volksschriftstellers vor, beschränkte sich dabei aber auf die rein biographischen Fakten und die seelischen Wandlungen Stolz' und überließ die literarische Wertung seines Schaffens der Fachwissenschaft. – Acht Jahre lang war Mayer Schriftleiter des „Freiburger Diözesan-Archivs“ (1900-1908), und volle 37 Jahre hindurch (1888-1925) betreute er das Necrologium Friburgense, eine biographische Würdigung der im jeweiligen Berichtsjahr verstorbenen Geistlichen der Erzdiözese im FDA.
Mayer war eine der verehrungswürdigen Priestergestalten des 19. Jahrhunderts, in dessen Anschauungen er ganz verwurzelt war, seiner Kirche in selbstverständlicher Treue felsenfest verbunden, tiefreligiös und -fromm, ein unermüdlicher und behutsamer Seelsorger im Beichtstuhl, auf der Kanzel und bei Exerzitien, „ein Leben, das sich in stiller Unauffälligkeit und scheuer Zurückgezogenheit, in Werken des Wohltuns erschöpfte und dabei reich an erzieherischen Erfolgen und literarischen Schöpfungen war“ (FDA a. a. O.).
Quellen: Pers.-Akte im EAF.
Werke: Die wichtigsten Veröffentlichungen sind im Text genannt; im übrigen siehe: Dr. K. J. Mayer, Erzbischöfl. Geistl. Rat, in: FDA NF 27, 1-8 (ohne Verf.), Freiburg i. Br. 1926.
Nachweis: Bildnachweise: FDA a .a. O.

Literatur: FDA a. a. O., G. Maron, Alban Stolz, in RGG VI Sp. 389; Am Grabe J. Mayers, in: Acher- u. Bühl-Bote vom 20.4.1926 (ohne Verf.); A. Weisbrod, Die Freiburger Sapienz u. ihr Stifter Johannes Kerer von Wertheim, in: Beiträge z. Freiburger Wiss. u. Univ.-Gesch., 31. Heft, Freiburg i. Br. 1966.
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