Meckel, Carl Anton 

Geburtsdatum/-ort: 03.06.1875; Frankfurt am Main
Sterbedatum/-ort: 02.12.1938;  Freiburg im Breisgau
Beruf/Funktion:
  • Architekt
Kurzbiografie: 1894 Abitur
1894–1895 Militärdienst als „Einjährig-Freiwilliger“
1895–1897 Studium d. Architektur an d. TH in Karlsruhe u. TH München
1897 Eintritt ins väterliche Atelier in Freiburg
1900 Niederlassung als Architekt in Freiburg
1914–1918 Kriegsteilnahme, zuletzt als Hauptmann d. Landwehr
1918–1938 Arbeit als Architekt, verbandspolitische u. publizistische Tätigkeit
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1900 (Freiburg?) Luise Antonie, geb. Lucius (1876–1955)
Eltern: Vater: Maximilian (Max) Emanuel Franz (1847–1910), Architekt
Mutter: Christina, geb. Berens (1849–1906)
Geschwister: Johanna Josephine Christine (Tiny, 1877–1941)
Kinder: 3; Irmgard (* 1901), Maximilian Adelbert (* 1904) u. Eberhard (1907–1969), Schriftsteller u. Journalist
GND-ID: GND/121575578

Biografie: Johannes Werner (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 270-271

Meckels Vater war einer der meistbeachteten Baumeister seiner Zeit. In der Erzdiözese Freiburg, als deren Baudirektor er von 1894 bis 1900 amtierte, aber auch andernorts hat er eine beachtliche, von Wolf-Holzäpfel dokumentierte Reihe von Werken geschaffen – die meisten von ihnen im Stil der Neugotik, den er wie kein zweiter beherrschte. Da war es denn kein Wunder, dass sein Sohn in seine Fußstapfen trat.
Meckel studierte erst in Karlsruhe bei Carl Schäfer (1844–1908), der ebenfalls der Neugotik verpflichtet war, dann in München bei Friedrich von Thiersch (1852–1921), der in die neubarocke Richtung wies. Die Folgen sollten sich zeigen.
Nach dem Studium trat Meckel in das väterliche Atelier in Freiburg ein, in dem er schon vorher mitgearbeitet hatte. Schon bald löste er sich vom Schatten des Vaters und entwickelte seine eigene Handschrift. Er wandte seine Liebe nämlich nicht der frühen, sondern ungleich stärker als sein Vater der späten, fast schon barock bewegten und beschwingten Gotik zu, und schließlich dem Barock selber. Seine Bauten und Umbauten haben das Gesicht von Freiburg nachhaltig geprägt: das Bankhaus Krebs (1905, vgl. auch S. 227), der „Große“ und der „Kleine Meyerhof“ (1908), die Privat-Frauenklinik (1909), die Stadtsparkasse (1911), das Verlagshaus Herder (1912), das Vereinshaus der „Badischen Heimat“ (1925), das Studienhaus der Herz-Jesu-Priester (1927), dazu ein Brunnen auf dem Kartoffelmarkt (1909) und einer auf dem Münsterplatz (1935), dazu zahlreiche Wohnbauten und manches mehr. Geprägt haben diese Gebäude die Stadt auch dadurch, dass Meckel ihnen, wo immer er konnte, eine kräftige Farbe verpasste: gern ein Grün und am liebsten ein kräftiges, dunkles Rot. Was aber wäre sein respektables Werk ohne die Konradskirche (1929), mit der er, zu später Stunde, gleichsam über seinen Schatten sprang? Er erbaute sie, zum einen ganz aus Beton, einem Material, mit dem er sich in enger Zusammenarbeit mit der Freiburger Firma Brenzinger schon länger beschäftigt hatte; auch die Freiburger Ochsenbrücke (1912) und etliche Denkmäler hatte er daraus schon geschaffen und im Deutschen Museum in München hatte er diesem Baustoff den Saal „Beton und Zement“ gewidmet. Zum anderen aber entwickelte er die Form dieser Kirche ganz aus diesem Stoff, den er anders als sonst so roh beließ, wie er aus der Schalung kam. So weit waren bisher wenige gegangen, vielleicht Karl Moser (1860–1936) mit der Antoniuskirche in Basel (1927) oder Auguste Perret (1874–1954) mit Nôtre Dame in Le Raincy (1922).
Diese Kirche war eine der ersten, die den neuen Baustoff begriff und sich zu ihm bekannte. Freilich, Meckel war nicht der einzige in diesem Bemühen. Andere, die ihn verwandten, suchten ihn aber meist noch zu verbergen; auch Meckel gestaltete zuvor den Beton möglichst so, dass „Natursteinwirkung“ eintrat. Auch verzichtete diese Kirche als eine der ersten, die zu einer neuen Bauform fanden: sichtbar am klaren, einheitlichen Gemeinschafts- und Gemeinderaum, ohne jeden Zierrat. Bemerkenswert ist noch, dass diese Kirche, wie viele Kirchen der kommenden Jahre, auf gotische Formen zurückgriff, sie aber nicht imitierte, sondern im Geist des Expressionismus interpretierte, der sich in der Gotik spiegelte und wiedererkannte. Kehrte Meckel, auf höherer Ebene, zu seinen Anfängen zurück oder ist die Konradskirche ein Fremdkörper in seinem Werk, sein eigentlich verspäteter Ausflug in eine bereits anachronistische Stilepoche? Was Meckel dann noch plante und baute, war hauptsächlich der „Heimatstilbewegung“ verpflichtet, abseits der aktuellen Modetrends. Er wurde schließlich einer der wichtigsten Vertreter gerade dieser Richtung in Baden. Zusammen mit Gruber (➝ III 111) und Schlippe (BWB IV 328) hat er damit Freiburg entscheidend geprägt. Besondere Heimatverbundenheit kommt in gleicher Weise in seinem Engagement für die „Badische Heimat“ zum Ausdruck.
Mag noch nachgetragen sein, dass Meckel nicht nur bauen, sondern auch schreiben und reden konnte. Über die Neubauten auf dem Freiburger Münsterplatz, über die Holzbauten am Tuniberg, über romanische und gotische Baukunst in der Ortenau, über die Farbe in der Architektur, über die Konstruktion der figurierten Gewölbe in der deutschen Spätgotik, über das flache Dach und über andere Themen hat er sich gut und gern geäußert.
Ein großer Meister also, ganz gewiss, auch ein großer Mensch? In der Erinnerung des 1935 geborenen Enkels Christoph, der, wie schon der Sohn Eberhard (➝ I 230), nicht Baumeister sondern Schriftsteller wurde, lebt Meckel als ein von allen gefürchtetes, ja gehasstes „Scheusal“ fort, als „ein tadellos gekleideter Herr mit Gamaschen, Spazierstock und Hund an der Leine, der Eis und Ordnung walten ließ und seine Söhne im Keller verprügelte“.
Meckel und sein Vater ruhen, an der Seite ihrer Frauen, in der Familiengrabstätte auf dem Freiburger Hauptfriedhof, einer in den Formen des 16. Jh.s errichteten Loggia mit schlanken Säulen und Kreuzgratgewölben. Die Inschrift auf beiden Gräbern lautet: „Der Baukunst Meister.“
Quellen: StadtA Freiburg K1/44, K1/68.
Nachweis: Bildnachweise: Schlippe, 1951, 199 (vgl. Literatur).

Literatur: Anon., Der Neubau d. Herderschen Verlagshandlung zu Freiburg im Br., 1912; Joseph Schlippe, Das Haus d. BH u. sein Architekt Carl Anton Meckel, in: BH Heft 31, 1951, 194 –199; Ferdinand Pfammatter, Betonkirchen, 1948; Pfarrführer kath. Pfarrei St. Konrad Freiburg im Br., 1962; Christoph Meckel, Suchbild, 1960; Johannes Werner, Väter u. Söhne. Die Familie Meckel, in: Freiburger Almanach Bd. 45, 1994, 107–112; Werner Wolf-Holzäpfel, Der Architekt Max Meckel, 2000; Johannes Werner, St. Konrad in Freiburg. Ein Meilenstein des neuen Kirchenbaus, in: Freiburger Almanach Bd. 55, 2004, 25–32.
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