Stockfisch und Steuern
Ein königlicher Speisezettel des Weinsberger Archivs im Kontext von Wirtschaft und Politik
Am 24. Januar 1418 eilten Diener über die Märkte des Konstanzer Konzils. Sie kauften Hechte, Krebse, Stockfisch, Weine, Gewürze, Esskastanien, Birnen, Oblaten, Konfekt und andere Spezialitäten. Ausgaben von über 12 Gulden hatte Konrad von Weinsberg dafür zu verbuchen, das Nahrungsmittelbudget mehrerer Tage. Doch an jenem Tag galten andere Maßstäbe. Ein Vermerk in der abgebildeten Rechnung zeigt, dass die Speisen dem König persönlich vorgesetzt werden sollten. Und eines wusste Konrad aus Erfahrung: Wer den Kredit (lateinisch
Dass sich König Sigmund von Luxemburg dazu herabließ, mit einem rangniederen Herren zu speisen, mag ungewöhnlich erscheinen. Doch Konrad suchte den politischen Aufstieg, war ehrgeizig und berechnend. Und Sigmund, der europapolitische Ziele verfolgte und Geld benötigte wie ein Verdurstender, öffnete die Türen seiner Kammer gezielt für zahlungswillige Untertanen. Während der König auf mehrjährigen Europareisen versuchte, die gespaltene, von drei Päpsten regierte Christenheit wieder zu vereinen, durfte Konrad seine Rechnungen bezahlen und erhielt immer wie der Zugang zum Inner Circle des Hofes. Einmal finanzierte er sogar Weihnachtsgeschenke für die Königin und ihre Hofdamen, ein königlicher Vertrauensbeweis. Konrad investierte viel Eigenkapital in das
Sigmunds unermüdlicher Einsatz trug maßgeblich dazu bei, dass in Konstanz mit Martin V. schließlich ein allgemein anerkannter Papst gewählt wurde. Das Ziel des Königs war erreicht. Seine Kassen aber waren leer und zahlreiche Gläubiger warteten auf ihre Bezahlung. Nun brauchte es kreative Maßnahmen, wie der politische Erfolg in Geld umgemünzt werden konnte.
Eine dieser Maßnahmen, mit der sich der neue Papst für seine Unterstützung revanchierte, wurde am 4. Februar 1418 verkündet. Der König verlangte von allen Juden des Reiches hohe Gebühren für eine päpstliche Urkunde (Bulle), die ihnen Rechte neu bestätigte, die allerdings hauptsächlich auf dem Papier existierten.
Dokumente des Weinsberger Archivs bezeugen nicht nur, dass diese als Bullengeld bekannt gewordene Sondersteuer erst auf Konrads persönliche
Mathias Kluge
Der Autor ist Privatdozent an der Universität Augsburg