Eggert, Eduard Gottlob
Geburtsdatum/-ort: | 13.01.1852; Ludwigsburg |
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Sterbedatum/-ort: | 21.02.1926; Friedrichshafen/Bodensee |
Beruf/Funktion: |
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Kurzbiografie: | 1862–1867 Untergymnasium in Stuttgart und Biberach 1868 Obergymnasium Ehingen/Donau 1871 Jurastudium in Tübingen und München 1876 Erstes juristisches Examen 1877 Zweite juristische Prüfung 1879 Hilfsrichter beim Oberamtsgericht Reutlingen 1881 Stellv. Amtsrichter in Ravensburg 1882 Rechtsanwalt am Landgericht Ellwangen 1885 Verweser (ab Dezember Vorstand) des Zuchthauses (Pönitentiarhauses) Stuttgart 1896 Ernennung zum Oberjustizrat 1901 Versetzung in den (zeitweiligen) Ruhestand 1905–1908 Vorstand des Landesgefängnisses Schwäbisch Hall 1908 Versetzung in den (endgültigen) Ruhestand 1908–1926 Freier Schriftsteller und Herausgeber |
Weitere Angaben zur Person: | Religion: rk. Verheiratet: Eugenie Maria, geb. Keller (geboren 19.3.1857, gestorben 29.5.1951) Eltern: Vater: Johann Joseph Eggert (geboren 20.9.1817, gestorben 5.12.1894), Zimmern unter der Burg (Oberamt Rottweil), Gefängnisaufseher und Amtsgerichtsdiener Mutter: Dorothea Friederike, geb. Wildermuth (geboren 16.1.1825, gestorben 12.8.1873) Geschwister: Caroline Elisabeth (geboren/gestorben 1845); Marie Regine Caroline (geboren 1849); Rosalie Magdalene (geboren 1856); Anna Mathilde (geboren 1861) Kinder: 3: Walther (Eggert-Windegg, geboren 18.6.1880, gestorben 13.2.1936) Schriftsteller; Marianne (Balet-Eggert, geboren 5.2.1889, gestorben nach 1949); Benno (geboren 14.10.1885, gestorben 28.1.1983 Rosenheim) Maler |
GND-ID: | GND/116369329 |
Biografie
Biografie: | Erich Viehöfer (Autor) Aus: Württembergische Biographien 3 (2017), 46-48 Eduard Eggert war Jurist und Künstler, Gefängnisdirektor und Dichter. Durch den Beruf des Vaters kam er früh in Berührung mit Justiz und Strafvollzug. Auf dem Bildungsweg gelang ihm der soziale Aufstieg: Der Sohn eines Gefängnisaufsehers und Amtsgerichtsdieners konnte eine höhere Schule besuchen und studieren. Ein Stipendium der Römerschen Stiftung ermöglichte ihm den Besuch des Katholischen Gymnasiums Ehingen/Donau, einer Einrichtung, die im Regelfall auf das Studium der katholischen Theologie vorbereitete. Eggert entschied sich aber für die Jurisprudenz. Seine ersten literarischen Impulse erhielt der Student in Tübingen im Haus der mit ihm weitläufig verwandten Schriftstellerin und Jugendbuchautorin Ottilie Wildermuth. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er als Hilfsrichter und als Rechtsanwalt in verschiedenen Städten des Königreichs Württemberg, bevor er zum Vorstand des Stuttgarter Pönitentiarhauses (Männerzuchthauses) ernannt wurde. Eggert übernahm damit die Leitung der Strafanstalt, in welcher sein Vater ein Vierteljahrhundert vorher als Aufseher gedient hatte. Das 1851 eröffnete erste Zellengefängnis Württembergs befand sich in einer schwierigen Situation: Hohe Kosten, Überfüllung, sowie das Nebeneinander von Einzel- und Gemeinschaftshaft erschwerten einen funktionierenden Strafvollzug. Trotz dieser beruflichen Belastungen fand Eggert Zeit für schriftstellerische Arbeiten. Seine ersten Publikationen erschienen ausschließlich in katholischen Zeitschriften. Er selbst war geprägt vom katholischen Milieu Oberschwabens und vom politischen Katholizismus des Wilhelminischen Kaiserreichs, wie sich deutlich bei der von ihm ausgelösten Kontroverse um Mörikes Ehefrau zeigte. Im Jahr seiner Ernennung zum Zuchthausdirektor (1891) erschien sein erster und einziger Band mit Gedichten. Fünf Jahre später kam sein erstes Schauspiel „Der letzte Prophet“ heraus. Mit dem Volksstück „Der Bauernjörg“ eröffnete Eggert die Reihe der neueren oberschwäbischen Bauernkriegsdramen und wurde damit breiteren Kreisen bekannt. Dagegen konnten seine epischen Werke mit biblischen Themen keine dauerhaften Erfolge verbuchen. In zahlreichen Zeitschriftenaufsätzen behandelte er historische und aktuelle Themen aus Strafvollzug und Literatur. Ein spezielles Publikum, die Strafgefangenen, erreichten die beiden von ihm vor dem Ersten Weltkrieg herausgegebenen Zeitschriften „Der gute Freund“ und „Der Kompass“. Während seiner Stuttgarter Zeit war er aktives Mitglied der Künstlergesellschaft „Das strahlende Bergwerk“. Mit der Auflösung des Zuchthauses Stuttgart und dessen Verlegung nach Ludwigsburg (1902) wurde Eggert in den „zeitlichen Ruhestand“ versetzt. Neben gesundheitlichen Gründen dürften seine liberalen und justizkritischen Ansichten dafür verantwortlich sein. Sein Theaterstück „Gerechtigkeit“ hatte zu Attacken konservativer Juristen geführt, auch innerhalb des „Bergwerks“, denn er galt als entschiedener Gegner der Todesstrafe und eines sinnlosen Vergeltungsstrafvollzugs. Vier Jahre später kehrte Eggert in den aktiven Dienst zurück und leitete mehrere Jahre lang das Landesgefängnis Schwäbisch Hall (zuständig für männliche Sträflinge mit Gefängnisstrafen von mehr als vier Wochen), bevor er endgültig in Ruhestand ging. Nach seiner Pensionierung übersiedelte er 1908 an den Bodensee, wo er sich schon seit der Jahrhundertwende regelmäßig aufgehalten hatte, und arbeitete als freier Schriftsteller und Herausgeber, zunächst auf der Insel Reichenau, dann in Langenargen und schließlich in Friedrichshafen. Eggert konnte sich nun ganz seinen eigentlichen Interessen widmen; denn „die Kunst war ihm das Wesentlichere“, wie sein Nachruf betonte. Er lieferte Auftragsarbeiten für Festspiele, wie zum Beispiel „Die Welfensage“ für die Stadt Weingarten. Die Wintermonate verbrachte er in Rom und vor allem in München, wo er – wie schon in Stuttgart – in den dortigen Künstlerkreisen verkehrte. In seinem gastfreundlichen Haus am Bodensee verkehrten zahlreiche prominente Künstler, wie zum Beispiel Martin Andersen Nexø. In seinen letzten Lebensjahren litt Eduard Eggert darunter, von der Öffentlichkeit wenig beachtet zu sein, als »Vergessener« unter den deutschen Dichtern, so Auguste Supper. Seine beiden Söhne Walther und Benno setzten als Schriftsteller und als Maler die künstlerische Familientradition fort, ebenso sein Enkel Jan Balet, der sich als Graphiker und Illustrator einen Namen machte. In der zeitgenössischen Presse fand sein Tod keinen größeren Widerhall. Er erhielt aber zusammen mit seiner Frau ein Ehrengrab auf dem Friedhof von Friedrichshafen. Seine Bücher waren jahrzehntelang nur noch antiquarisch erhältlich. Seit 2010 wurden alle dramatischen Werke, sowie ein Teil seiner Prosaschriften, digitalisiert. Seitdem sind Nachdrucke einzelner Werke erschienen. Über Eduard Eggert existieren bislang nur knappe Lexikonartikel in biographischen Handbüchern zur Theater- und Literaturgeschichte. Eine umfassende Darstellung seines Lebens und Werks bleibt ein Desiderat der Forschung. |
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Quellen: | Personalakte 1944 durch Luftangriff in Stuttgart vernichtet; TeilNL im Deutschen Literaturarchiv Marbach; Teilbestand seiner Briefe im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsaß in Saarbrücken. |
Werke: | Gedichte. 1891; Der Bauernjörg. Ein Sang aus Oberschwaben, 1893, 2. Aufl. 1898; Der letzte Prophet. Dichtung, 1896, 2. Aufl. 1911; Oberamtmann Schäffer von Sulz. Ein Zeit- und Lebensbild aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts, 1897; Der Bauernjörg. Volksstück in drei Aufzügen, 1897; Gerechtigkeit. Drama in vier Aufzügen, 1901; Bücher-Verzeichnis für Gefängnisse, Arbeitshäuser, Korrektionshäuser und ähnliche Anstalten, 1906; Simson. Tragödie in 5 Aufzügen, 1910; Die Welfensage. Ein Heimatspiel, 1925; Frau Wendelgard. Ein Heimatspiel, 1925 (1949, 1984); (Hg.) Der gute Freund. Kalender für das deutsche Volk, 1901 – 1919; Der Kompass. Volkstümliche Blätter für zeitgemäße Belehrung und Unterhaltung, 1904 – 1910. |
Nachweis: | Bildnachweise: Deutsches Literaturarchiv/Literaturmuseum der Moderne Marbach a. N.; Jan Balet. |
Literatur + Links
Literatur: | Auguste Supper, Eduard Eggert zum siebzigsten Geburtstag, in: Oberdeutschland 5 (1921/22), 282-284; Deutsches Literatur-Lexikon: Das 20. Jahrhundert, Bd. 7: Dürrenmatt-Ernestus, 2005, 180; Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE) Bd. 3, 1996. |
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