Leiprecht, Carl Joseph
Geburtsdatum/-ort: | 11.09.1903; Hauerz bei Leutkirch |
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Sterbedatum/-ort: | 29.10.1981; Leutkirch |
Beruf/Funktion: |
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Kurzbiografie: | 1910-1923 Volksschule in Hauerz, Gymnasium und Abitur in Ehingen 1923-1927 Studium der Theologie an der Universität Tübingen 1927-1928 Priesterseminar Rottenburg 1928 Priesterweihe in Rottenburg 1928-1932 Vikar in Schwäbisch Gmünd und Stuttgart 1932-1936 Repetent 1936-1942 Direktor am Bischöflichen Gymnasialkonvikt Ehingen 1942-1947 Stadtpfarrer in Rottweil 1947 Domkapitular in Rottenburg 1948 Weihbischof in Rottenburg und Titularbischof von Scyrus 1949 Bischof der Diözese Rottenburg; Dr. theol. h. c. der Universität Tübingen 1963 Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland 1966 und 1969 große Missionsreisen nach Afrika 1974 Eintritt in den Ruhestand |
Weitere Angaben zur Person: | Religion: römisch-katholisch Eltern: Vater: Josef Anton Leiprecht, Müller Mutter: Kreszentia, geb. Angele |
GND-ID: | GND/116883979 |
Biografie
Biografie: | Franz Josef Kuhnle (Autor) Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 210-211 Nachdem der von den Nationalsozialisten vertriebene Bischof D. Johannes Baptista Sproll schwerbehindert in seine Diözese zurückgekehrt war, erbat er sich 1948 vom Papst den jungen Domkapitular Leiprecht als zweiten Weihbischof. Nach dem Tod von Bischof Sproll wurde dieser vom Domkapitel als Nachfolger gewählt und von Papst Pius XII. bestätigt. In Leiprecht stellte sich ein Mann in den besten Jahren der Aufgabe des Wiederaufbaus aus materiellen Ruinen und geistigen Trümmern. „Deus adiutor – Gott ist mein Helfer“ lautete sein Wahlspruch. Mit Phantasie und Energie meisterte er die vielfältigen Herausforderungen der Nachkriegszeit: Die Teilung der Diözese durch die Zonengrenzen, die Eingliederung einer großen Zahl von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen, den Priestermangel aufgrund der im Krieg gefallenen jungen Kleriker, die Wohnungsnot in den zerstörten Städten und die Geldentwertung. Die 25 Jahre bis zum gesundheitlich bedingten Rücktritt waren erfüllt von vielfältigen Bemühungen in regionalen Anliegen wie in den Sorgen der Weltkirche. 450 neue Kirchen entstanden vor allem im nördlichen Teil der Diözese, in dem durch das Einströmen der Heimatvertriebenen der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung enorm gestiegen war. Das von ihm 1949 gegründete Siedlungswerk der Diözese widmete sich dem Wohnungsbau. Viele sozial-caritative Werke und Einrichtungen wurden geschaffen, so z. B. das Familienerholungswerk 1957, die Stiftungen für die Behinderten, Jugendhäuser, die Kirchenmusikschule in Rottenburg 1949 sowie die Katholische Akademie in Stuttgart-Hohenheim 1950, die erste katholische Einrichtung dieser Art im Bundesgebiet. Energisch widersetzte er sich in den Jahren 1966/67 der Einschränkung des konfessionellen Elternrechts mit dem Ziel, dem ehemaligen Land Südwürttemberg-Hohenzollern die Bekenntnisschulen zu erhalten. Nachdem seine Bemühungen erfolglos geblieben waren, gründete er das „Katholische Schulwerk Baden-Württemberg“, das die Einrichtung kirchlicher Schulen ermöglichte. Ein besonderer Höhepunkt im Leben Leiprechts war das II. Vatikanische Konzil 1962-1965. Als Konzilvater und Vizepräsident der Kommission für das Ordenswesen nahm er daran teil. Daran anschließend bemühte er sich in 16 Konziltagen an verschiedenen Orten der Diözese, Geist und Erlebnis des Konzils den Gemeinden zu vermitteln. Die Bildung der Pfarrgemeinderäte, die verantwortungsvolle Mitarbeit der Laien, die Verwirklichung der erneuerten Liturgie sowie die Einführung des Ständigen Diakonats gehörten zu den großen pastoralen Anliegen des Bischofs. Ein weiterer Schwerpunkt seines Wirkens bestand in der Öffnung der Diözese für die Aufgaben der Weltkirche im Bereich der Mission und der Entwicklungshilfe. In zwei großen Missionsreisen nach Afrika (1966, 1969) knüpfte er Kontakte, stellte Priester für den Dienst in der 3. Welt frei, ebenso beträchtliche finanzielle Mittel zur Unterstützung von Partnerdiözesen. Mit den anderen christlichen Kirchen im Land kam es auf Grund der neuen ökumenischen Möglichkeiten zu gemeinsamen Aktionen und schließlich 1973 zur Gründung der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen“ (ACK) in Baden-Württemberg. Als infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs zahlreiche katholische Gastarbeiter in das Land einströmten, baute er eine eigene Seelsorgestruktur für diese neuen Mitglieder seiner Diözese auf. Als Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz leitete er die Kommission für die Medien. 1974 zurückgetreten, erlag der Altbischof einem Herzversagen. |
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Nachweis: | Bildnachweise: Ölgemälde von Carl Gregor Herzog zu Mecklenburg (1971) im Bischöflichen Ordinariat, desgleichen von E. Henning (1975) im Bischofshaus in Rottenburg; Porträtbüste (Bronze) von Josef Heuselmann (1981) in der Sülchenkapelle Rottenburg; Porträtrelief von J. Heuselmann (1981) in der Pfarrkirche Leutkirch |
Literatur + Links
Literatur: | Nur kein Geist der Verzagtheit, Festgabe zum Siebenten Weihejubiläum des Rottenburger Diözesanbischofs Dr. Carl Joseph Leiprecht, hg. von der Informationsstelle der Diözese, 1973; Die Bischöfe der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Hg. vom Bischöflichen Ordinariat Rottenburg, 1987; Das Katholische Württemberg, hg. vom Bischöflichen Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart, 1988. – Weitere Beiträge vgl. LbBW 3 Nr. 9933, 5 Nr. 12573-12575 |
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