Schatz, Josef Richard Synesius 

Geburtsdatum/-ort: 28.06.1888;  Mannheim
Sterbedatum/-ort: 29.05.1941;  Achern/Baden
Beruf/Funktion:
  • Pädagoge
Kurzbiografie: 1908 Abitur am Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim
1908-1913 Studium der Klassischen Philologie, Archäologie und Germanistik an der Universität Heidelberg
1913 Staatsprüfung
1913-1914 Probejahr als Lehramtspraktikant am Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim
1914-1918 Kriegsfreiwilliger, Musketier im badischen (rheinischen) Reserve-Infanterieregiment 239 Kriegsdienst an der Westfront. Leutnant der Reserve, Kompanieführer, Adjutant im I. Bataillon
1918 Rückmeldung bei der Schulbehörde
1919 Versetzung an das Gymnasium Lahr, Promotion zum Dr. phil.
1919 1. 10. Versetzung an das Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim und Dienstantritt
1922 16. 6. Ernennung zum Professor
1927 Beamter auf Lebenszeit
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1918 Dr. phil. Johanna, geb. Wolfarth (1887-1958)
Eltern: Vater: Synesius Schatz (1857-1918), Eisenbahner: Zugmeister
Mutter: Maria, geb. Becker (1856-1931)
Geschwister: keine
Kinder: keine
GND-ID: GND/1012407233

Biografie: Bruno Schwalbach (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 233-234

Schatz repräsentiert die Generation von Gymnasiallehrern, die in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts an den humanistischen Gymnasien unterrichtete, einst Schüler jener Hochschullehrer, die im 19. Jahrhundert durch ihre Gelehrsamkeit der Altertumswissenschaft Weltgeltung verschafften. Die wissenschaftliche Propädeutik, welche diese Lehrer den Absolventen der humanistischen Gymnasien vermittelten, gab ihnen beim Studium beste Starthilfe. Der Lebensweg von Schatz ist aber auch insofern typisch, als dieser wie bei vielen seiner Altersgenossen durch das Fronterlebnis des I. Weltkrieges geprägt wurde.
Die Vorfahren väterlicherseits waren in Bodman am Bodensee ansässig, mütterlicherseits kamen sie aus dem Hessischen und der Rheinpfalz. Sie waren Handwerker. Das alemannische Erbe bestimmte seine Wesensart, während die Pfälzer Heimat dem angeborenen Ernst einen heiteren Zug gab. Die bescheidenen Verhältnisse des Elternhauses zwangen Schatz, durch Privatunterricht beim Studium den Lebensunterhalt zu bestreiten, auch ließen sie den Wechsel der Universität nicht zu. Seine akademischen Lehrer waren in Latein Prof. F. Schöll, in Griechisch Prof. F. Boll und in Archäologie F. von Duhn. Die Dissertation „Wege der Götter am Himmel und den Himmelstüren“ wurde von Prof. Schöll betreut. Zu der empfohlenen und zunächst beabsichtigten Habilitation fehlten Schatz die finanziellen Mittel.
Zwei Jahrzehnte seiner Berufsarbeit galten dem Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim: vorwiegend unterrichtete er in der Oberstufe, so daß er jährlich beim Abitur der Prüfungskommission angehörte. Es ging ihm der Ruf eines strengen Lehrers voraus, der jedoch neben der Wissensvermittlung in erster Linie Erzieher sein wollte. Am Studienseminar in Mannheim oblag ihm die Ausbildung der Referendare in den Alten Sprachen. Dieser Auftrag schien im Jahre 1934 wegen seiner früheren Zugehörigkeit zum Rotary-Club gefährdet, die ihn für die NSDAP suspekt machte. Schatz behielt diese Funktion jedoch, da der designierte Nachfolger, ein alter Parteigänger, sich für ihn verwendet hatte. Schatz erkannte früh eine notwendige Schulreform, die für ihn jedoch in erster Linie eine Reformierung des Lehrerstandes war: die Persönlichkeit und das Berufsethos des Lehrers standen für ihn im Vordergrund. Schatz' 1937 vom Badischen Kultusministerium beabsichtigte Ernennung zum Direktor des Konstanzer humanistischen Gymnasiums konnte nicht erfolgen, da der Bescheid aus dem „Braunen Haus“ in München lautete: „Die politische Gesamtbeurteilung der Persönlichkeit des Schatz ist ungünstig. Positive und unverrückbare Einstellung zur NSDAP und zum NS-Staat ist nicht gegeben. In seine politische Zuverlässigkeit müssen Zweifel gesetzt werden.“ Auch der Hinweis des Kultusministeriums, daß Schatz einer der tüchtigsten und fähigsten Altphilologen Badens sei, konnte den abschlägigen Bescheid, „daß nach nochmaliger Prüfung des Werturteils keinerlei Änderung der Sachlage eingetreten ist,“ nicht verhindern.
Diese Zurücksetzung hat Schatz als schwere Kränkung empfunden, die sicher dazu beitrug, die schwere Erkrankung im August 1938 auszulösen, und die zu seinem frühen Tod im Jahre 1941 führte. Das Andenken an Schatz wird im Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim durch Stiftung eines 1962 nach ihm benannten Preises der beiden Oberprimen des Jahres 1937 wachgehalten: jährlich erhält ein Abiturient(in) für sehr gute Leistungen in den Alten Sprachen oder Deutsch oder in den Naturwissenschaften nach Maßgabe der Schule einen Buchpreis.
Werke: Geschichte des badischen (rheinischen) Res. Infanterieregiments 239 Chr. Belser AG Stuttgart, 1927.
Nachweis: Bildnachweise: Foto in: K. A. Müller: Das Karl Friedrich Gymnasium in Mannheim – Eine deutsche Schule im Dritten Reich Heidelberg 1988.

Literatur: FS zum 150-jährigen Bestehen des Vereinigten Staatlichen Mannheimer Gymnasiums, 1957; Jahresbericht des Karl-Friedrich-Gymnasiums Mannheim 1986/87.
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