Musikalische Fest- und Alltagskultur kleiner mitteldeutscher Residenzen am Beispiel Anhalts Wolfgang Ruf 

Erscheinungsform: Aufsatz
Autor/Urheber:
Identifikatoren/​Sonstige Nummern: 1473548608 [PPN]
In: Kassel : Bärenreiter, 2012 (2012), Seite 207-216 year:2012 pages:207-216
Inhalt:
  • Mit dem Begriff der Residenzkultur verbindet sich die Vorstellung von Fest und Prachtentfaltung in ästhetisch ansprechendem Milieu: Das Außerordentliche weniger Ereignisse wird für das Normale angenommen. Der Alltag im höfischen Leben besteht aus geregelten Strukturen und Abläufen, aus einer Fülle prosaischer Verrichtungen, welche Basis und Voraussetzung für das Besondere bilden. Die komplementäre Beziehung von produktivem Alltag und primär konsumtivem Fest ist zwar eine grundsätzliche Gegebenheit aller Höfe ab dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert und auch für die Musik von Belang, doch die Relation variiert erheblich je nach Residenz. Diesem Komplex wird am Beispiel Anhalts (insbesondere der Residenzen Zerbst und Köthen) nachgegangen. Zunächst wird ein Überblick über die reiche Geschichte Anhalts gegeben, bevor auf das Verhältnis von Residenz, Stadt und Kirche eingegangen wird. Insbesondere vor dem sowohl von der lutherischen als auch der Calvinistischen Konfession geprägten Hintergrund wird die Musikpflege in Anhalt erörtert. Zusammenfassend werden vier Aspekte mitteldeutscher Residenzkultur festgehalten: 1. Kleinstaatlichkeit an sich ist noch keine Garantie für musikkulturelle Vielfalt, dafür bedarf es weiterer günstiger Voraussetzungen, seien sie wirtschaftlicher, sozialer oder konfessioneller Natur. 2. Musikalische Residenzkultur ist keine feste Größe, sondern differiert stark nach Region und Zeit. Sie entwickelt sich nicht allein aus der Residenz heraus, sondern hängt ab vom Ausmaß und der geographischen Lage des Landes, der Position im Kräftespiel der Mächte, von wirtschaftlichen Ressourcen, konfessionellen Gegebenheiten, politischen und persönlichen Ambitionen des Regenten und nicht zuletzt vom Zusammenspiel mit den Oberen und Bürgern der Stadt. 3. In Anhalt zeigt sich, dass Kunstpflege und politisch-ökonomische Prosperität einander bedingen, dass sie jedoch auch gegensätzlich verlaufen können. 4. Kleine Residenzen gewinnen ihre Identität nicht nur durch Nachahmung größerer Höfe, sondern unterliegen auch dem Zwang zur Abgrenzung, der zu kulturellem Partikularismus und zur Provinzialisierung, aber auch zur individuellen Profilierung führen kann. (Beatrix Obal) (BMS)
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