Das Jahr 1981
„Grabe wo Du stehst.“ Getreu dieses Mottos erlebt der Heimatbegriff in den frühen Achtzigerjahren eine Renaissance. In vielen Orten wird die Lokalgeschichte neu erforscht. Nicht zuletzt leben auch alte Traditionen wieder auf, wie hier in Upfingen auf der Schwäbischen Alb, wo im alten Backhäusle „nach alter Väter und Mütter Sitte“ Brot gebacken wird.
Verspätete Aufarbeitung. Lange wurde der NS-Völkermord an den Sinti und Roma verdrängt. Dass sich die Erinnerung an den „Poraijmos“ (Romanes: „das Verschlingen“) grundlegend ändert, ist vor allem der Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti und Roma zu verdanken. Am 1. September besetzen ihre Aktivisten, darunter Überlebende der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen, das Tübinger Universitätsarchiv. Unter Beisein der Presse erzwingen sie die Überführung der Archivunterlagen der NS-„Zigeunerforschung“ ins Bundesarchiv Koblenz. Erst 1982 erkennt die Bundesregierung die NS-Verbrechen an den Sinti und Roma offiziell als Völkermord an.
Häuserkampf. Es geht um günstigen Wohnraum, alternative Lebensformen in Wohngemeinschaften und gegen die Kommerzialisierung der Innenstädte. Seit 1977 tobt in Freiburg der Streit um das besetzte „Dreisam-Eck“, das einem Neubau einer großen Versicherung weichen soll. Anfang Juni rücken massive Polizeikräfte mit SEK und Wasserwerfern an. Binnen dreier Tage ist das geräumte Hauskarree abgerissen – aber nun werden andere Häuser besetzt.