Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Archäologische Funde blieben auf dem Gemeindegebiet bislang aus, der Ort entstand in der späteren Ausbauzeit. Michelbach teilt mit anderen Kreisgemeinden den Ortsnamen, wobei die Vorsilbe keinen Heiligenbezug herstellt, sondern wohl »groß« bedeutet. Die Burg des Niederadels war durch die zum Dorfsee aufgestaute Brettach nach Norden, Süden und Osten geschützt. Westlich davon schlossen sich die Kirche und der älteste Dorfkern an, von dem aus der Ort entlang der Ausfallstraßen und nach Süden hin wuchs. Der Dorfsee wurde Ende des 18. Jahrhunderts trockengelegt. Die seit 1455 verwendete Zubenennung »an der Lucken« verweist auf einen Durchgang durch die Rothenburger Landwehr, die sich nur wenige hundert Meter östlich des Orts befand. Michelbach besaß eine sehr kleine Gemarkung von lediglich 900 Morgen, was sich auf die Sozialstruktur des Orts auswirkte. Die Gemarkung von Wallhausen betrug über 3300, diejenige Hengstfelds gar über 3600 Morgen. Michelbach an der Lücke setzt sich aus zwei Siedlungskernen zusammen. Von 1716 stammt der Fachwerkbau der Adlerbrauerei. Die Wohnsiedlung »Gailrother Feld« südlich des Orts besteht seit 1960/70. |
Geschichte: | 1248 bestätigte Papst Innozenz IV. Rechte und Besitz des Klosters Comburg in einem Michelbach, und 1298 zeugte ein Adliger mit dem Beinamen von »Michelnbach« in einer Urkunde dieses Klosters. Zudem wurde jenes Michelbach, das sich 1285 als Comburger Lehen im Besitz der Herren von Hornberg befand, auf diesen Ort bezogen. Der Lehensbezug wie der Verkauf von Hornberger Besitz aus diesem Ort 1302 an die Rothenburger Johanniter, die später in Michelbach an der Lücke als Grundbesitzer gesichert sind, sprechen dafür, hier den Ort zu vermuten – eindeutig ist diese Zuschreibung jedoch nicht, ebenso wie bei den beiden erstgenannten Bezügen könnte es sich auch um ein anderes Michelbach handeln. Erst Kraft Weidner aus der Familie von Ehenheim mit dem Beinamen »von Michelbach« kann mit einem Güterkauf 1367 mit Bestimmtheit eindeutig auf diesen Ort bezogen werden. Die Familie Weidner etablierte sich als Niederadel im Ort, der in der Folgezeit als »Weidners-Michelbach« genannt wird. Ende des 14. Jahrhunderts wurden die Weidner Bürger von Rothenburg und stellten der Stadt ihr Haus in Michelbach, nach dem sie sich weiterhin nannten, zur Verfügung. 1423 verkaufte der Comburger Abt das Lehen Michelbach mit Schloss, Dorf und See nebst allen Diensten und Rechten an Götz den Älteren von Berlichingen. Mit dem Besitzwechsel wechselte auch der Beiname, 1455 wird der Ort in einer berlichingischen Urkunde »Michelbach an der Lucken« genannt. 1601 verkaufte die Familie von Berlichingen Schloss und Dorf Michelbach an das verwandte Geschlecht der Herren von Crailsheim. Veit Christoph von Crailsheim trat im 30-jährigen Krieg ins schwedische Heer ein. Dies bot Kaiser Ferdinand II. den willkommenen Anlass, ihm Michelbach und weitere Güter unter der Anschuldigung der Falschmünzerei zu entziehen und an die Fürsten von Schwarzenberg als Gegenleistung für verschiedene Dienste weiterzureichen. Die Familie von Crailsheim war lange nicht bereit, auf das Gut Michelbach zu verzichten, erst 1649 kam es zur Einigung mit den von Schwarzenberg. Über all diese Besitzwechsel hinweg blieb die Lehensbindung an das Kloster Comburg bestehen. Ein Kontinuum in der Herrschaftsgeschichte stellte zudem der Streit mit Ansbach um die Frage der Hochgerichtsbarkeit und Vogtei außerhalb des Dorfs dar, der bis vor die kaiserlichen Gerichte getragen wurde. Schon 1417 hatte sich Comburg dagegen verwahrt, dass Ansbach Michelbach unter seinen Schutz und Schirm nahm. 1573 schickte Ansbach über 150 Soldaten ins Dorf und ließ den berlichingischen Pranger, Symbol des ritterschaftlichen Anspruchs auf die Gerichtsbarkeit, kurzweg umhauen. Auch mit den Fürsten von Schwarzenberg setzte sich der Konflikt um die Obrigkeit, zu dem noch Zollstreitigkeiten kamen, durch das 18. Jahrhundert fort. Die gesamte Grundherrschaft aus 47 Gemeinrechten wie auch die Vogtei innerhalb des Dorfs waren jedoch unbestrittene Rechtstitel der Grafen von Schwarzenberg. Den Zehnt bekamen die jeweiligen adligen Ortsherrschaften, auch die heute bayerischen Nachbarorte Gailroth und Leitsweiler gehörten in den Michelbacher Zehntbezirk. In den Akten zu diesen diversen Prozessen werden Gemeinde, Dorfordnung und Dorfgericht, die vor 1600 bestanden haben müssen, greifbar. Über die Tätigkeit der Siebener in Grenz- und Markungssachen existiert eine Ordnung von 1696. Nach Zerstörungen im 30-jährigen Krieg erstellten die Fürsten von Schwarzenberg in veränderten Formen zu Beginn des 18. Jahrhunderts das jetzige Schloss. Das 1701 errichteten die Grafen von Schwarzenberg sie das jetzige Schloss, einen einfachen Rechteckbau mit Mansarddach und Nebengebäuden, um einen Hof gruppiert, bei der Toreinfahrt mittelalterlicher Rundturm, tiefer Graben zum Teil erhalten. — 1806 bayerisch, kam Michelbach 1810 an Württemberg, Oberamt Gerabronn, 1938 Landkreis Crailsheim. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Ausgehend von der Zahl der Gemeinrechte dürften um 1600 rund 200 Menschen in Michelbach gewohnt haben. Im 30-jährigen Krieg wurde der Ort verheert, eine schwarzenbergische Besitzbeschreibung von circa 1660 nennt noch 23 protestantische und sieben jüdische Untertanen, aber 52 öde Häuser. Noch 1698 klagte der schwarzenbergische Amtmann, dass der ganze südliche Teil des Orts öde liege, immerhin lebten aber wieder 36 Familien in Michelbach. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Bevölkerung bis 1792 auf 540 stark an. Die kleine Gemarkung wirkte nachhaltig auf die Sozial- und Wirtschaftsstruktur zurück: Nur wenige Bauern bewirtschafteten mehr als 20 Morgen, es überwogen kleine und kleinste Höfe. Daher wurden im Ort schon früh zahlreiche Nebenerwerbshandwerke betrieben, ohne dass sich jedoch die Gemeinde zu einer Gewerbesiedlung entwickelt hätte. An größeren Gewerben bestand südlich des Orts die Schleifmühle, zu deren Betrieb jährlich nach der Heuernte der Schleifmühlensee aufgestaut wurde. Bei der Kirche lag ehemals der Gasthof Löwen, dessen Betrieb schon 1647 erwähnt wurde. |